Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 218
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F: Hat Selenit die Struktur Beschaffenheit wie Selen, das es die Pflanzen bioverfügbar machen.


A: Das Mineral Selenit ist eine andere Bezeichnung für Gipsspat. Darunter versteht man großflächig spaltbaren Gips. Dazu gehört auch das Marienglas. Der Gegensatz ist der mikrokristalline, feinfaserige Seidenspat. Der Gehalt des Minerals Selenit an Selen ist Null. Die beiden Namen haben nur eines gemeinsam: Die Ableitung von der griechischen Bezeichnung für den Mond bzw. die Mondgöttin: Selene.


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F: Was ist eigentlich PFT, von dem man jetzt in einem Bio-Kompostdünger und im Trinkwasser gefunden hat?


A: PFT steht für "Perfluorierte Tenside". Das sind polare Verbindungen wie Perfluorooctansäure oder Perfluorooactansulfonat. Sie sind weit verbreitet und hoch persistent, weil biologisch nicht abbaubar. Man kann sie hierin mit den Weichmachern vergleichen.

Sie spielen zunächst einmal bei allem, was Polymeres auf der Basis von Teflon enthält, eine Rolle. Man bezeichnet sie oft als die Weichmacher des Teflons. Beispiele sind die bekannten Pfannenbeschichtungen, Membranen oder Kleidungsstoffe.

Auch fluor-chemische Imprägnierungsmittel mit dem Hinweis "zum Einwaschen auf natürliche Stoffe" enthalten PFT. Sie sind zum Beispiel in Dichtungsmitteln für Zeltbahnen enthalten. Diese wirken so, dass sie sich mit der polaren Molekülseite an die Cellulose der Zeltbahn heften und ihre wasserabweisende Molekülseite nach außen weist. Aus diesem Grund werden die PFT auch zur Papierveredelung genutzt.
Beim Versiegeln von unpolaren synthetischen und "atmungsaktiven" Materialien erfolgt die Anlagerung umgekehrt. Deshalb findet man sie in Flüssigwasser abweisender, aber zugleich wasserdampfdurchlässiger Kleidung wie Goretex® und auch in Ledersprays.

Sie sind außerdem in Feuerlöschmitteln enthalten. Hier bilden sie eine echte Tensidrolle. Dazu sind sie nicht brennbar. Als Tenside sind sie auch in bestimmten Reinigungsmitteln enthalten.
Eine wichtige Rolle spielen die PFT vor allem in der Galvanik-Technik zur Herstellung von Hochglanzüberzügen wie beim Verchromen. Diese Tenside sind auch unter den extremen Redox-Bedingungen galvanischer Bäder chemisch stabil.
Der Grund, weshalb man PFT sogar im Flugzeugkerosin (JP-8) findet, soll darin liegen, dass sie bei hochfliegenden Jets die Bildung von Kondensstreifen verhindern.

Die Toxizität der PFT wird diskutiert. In hohen Dosen sollen sie krebsauslösend oder -fördernd sein (Umweltbundesamt). Ihre Grenzwerte sind 0,3 µg/Liter Wasser bzw. 0,1 µg/kg Lebendgewicht und Tag (Tolerable daily intake; TDI).


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F: Mich lässt eine Fachfrage nicht los, mit der mich auch immer wieder Klienten konfrontieren, nämlich Möglichkeiten, den Abbau von Alkohol im Blut zu beschleunigen.....

Der Abbau passiert ja mit ADH, und zwar gibt es wie ich recherchiert habe, verschiedene Sorten von ADH. Das ADH wird normalerweise in der Leber gebildet, aber auch im Magen und Darm.....Daher scheint mir lediglich die Menge verfügbaren ADHs darüber zu entscheiden, wieviel Alkohol im Blut chemisch aufgespalten kann, eben von ADH....(auch mit Hilfe von NADH)

Mit anderen Worten: Wenn es gelänge, durch orale Einnahme von bestimmten Verbindungen erheblich mehr ADH entstehen zu lassen, was dann auch tatsächlich ins Blut gelangt, müsste der Abbau bzw. die Umwandlung von Alkohol stark beschleunigbar sein....


A: Ihren Plan, den Abbau von Alkohol außerhalb der Leber zu beschleunigen, finde ich etwas abenteuerlich.

Die ADH gibt es beim Menschen in verschiedenen Organen. Hauptbasis für die ADH ist jedoch die Leber. Neben der Leber gibt es sie z. B. auch in den Nieren, hier aber mit der Aufgabe, Fettsäuren auf eine spezielle Art und Weise abzubauen (w-Oxidation). In der Leber ist sie auch nicht nur für die Entgiftung von Ethanol wichtig, sondern auch für die Umwandlung von Vitamin A (einem Aldehyd) in die Speicherform Vitamin A-Alkohol (und umgekehrt). Wenn Sie zum Vorkommen der ADH sagen "im Magen", meinen Sie wohl "im Magensaft". Das ist nicht der Fall.

Im Darmlumen gibt es Ethanol produzierende Bakterien, die eine ADH besitzen - hier aber zur umgekehrten Reaktion als dem Alkoholabbau.

Noch ein Hinweis: Sie sind vielleicht einer Doppelbezeichnung auf den Leim gegangen. ADH steht nicht nur für Alkoholdehydrogenase, sondern auch für die Bezeichnung Anti-Diuretische Hormon. Dahinter verbirgt sich das Hormon Vasopressin oder Antidiuretin, das zur Regulierung des Wasserhaushalts in der Niere notwendig ist. Es wird im Hypophysenhinterlappen gebildet und ist als Neurohormon - anders als das Enzym ADH (Alkoholdehydrogenase) - auch im Blut und wohl auch im Darmbereich zu finden.


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F: Ich habe einen Versuch unternommen, welchen ich woanders gefunden habe. (Sie sprechen ihn indirekt auch kurz auf Ihrer Seite an)
Ich wollte Glycerin (2 g) mit Citronensäure (1g) verestern. Bei Zugabe von konz. Schwefelsäure als Katalysator verkohlt die gesamte Mischung bereits bei leichtem Erhitzen, aus diesem Grund habe ich einen Versuch mit konz. Salzsäure und einen ganz ohne Katalysator gemacht. In diesen beiden Fällen entsteht nicht, wie (aufgrund der Mehrwertigkeit der Stoffe) zu erwarten ist, ein Duroplast, sondern maximal eine sehr viskose Masse (selbst nach vollständigem Erkalten), die jedoch wasserlöslich ist. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir den Hintergrund zu dieser Beobachtung erläutern könnten.


A: Die Citronensäure ist sehr empfindlich und wird durch die konzentrierte Schwefelsäure leicht zerstört - und das vor allem in der Hitze. Ihr Versuch kann gar nicht funktionieren und wurde wohl am Schreibtisch erfunden. Der Autor dachte wohl an mehrfunktionelle Monomere und daher an Duroplastenbildung.
Ihr Duroplast entsteht auch nicht bei Zugabe von HCl, weil sich die CS auch beim Erwärmen rasch zersetzt.

In meinem Text samt Versuchsanleitungen weise ich darauf hin, dass man CS einfach so ohne Zusatz erhitzen kann und einen festen, allerdings weichplastischen, wasserempfindlichen Stoff erhält - aber das ist nur von akademischem Interesse und praktisch wohl nicht verwertbar.

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Letzte Überarbeitung: 05. Februar 2014, Dagmar Wiechoczek