Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 305
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1681
F: Schon einige Tage haben meine Schwester und ich hitzige Diskussionen um die Verwendung von Braunkohle in meinem Kaminofen.
Ganz offensichtlich, aus der Gebrauchsanweisung, man darf mit Holz und Holzbriketts heizen. Meiner Meinung nach, sollte es aber kein Problem sein, auch mit Briketts zu heizen. Meine Anfrage beim Hersteller des Ofens, bekam ich so beantwortet: „Das Gerät ist für die Verwendung von Holz und Holzbriketts geprüft und zugelassen. Für Hitzeschäden die bei der Verwendung von Braunkohle entstehen können übernehmen wir keine Garantieleistung.“

Mal ganz ehrlich, Hitzeschäden durch Braunkohle - ist das wirklich denkbar (keine Frage, wenn ich den Ofen mit 10 Stück Briketts anfülle)- oder geht es da eher um Abgaswerte?
Würde mich über ihre Meinung sehr freuen,
lg (...)


A: Ich kann mir das auch nicht erklären, denn auch Holz kann ganz schön Hitze entwickeln - bis zum Glühen des Ofenmaterials.

Es ist tatsächlich so, wie Sie vermuten, dass es vor allem um die Abgase geht - hier insbesondere um die Schwefeloxide. Denn die stark schwefelhaltige Braunkohle entwickelt bei ihrer Verbrennung aus dem in ihr enthaltenen Schwefeleisen (Markasit, Pyrit - beide haben die chemische Formel FeS2) durch katalytische Vorgänge Schwefeltrioxid und Schwefelsäure.

Für Fachleute geben wir hier den chemischen Ablauf verkürzt wieder.

Beide (Schwefeltrioxid und Schwefelsäure) können das Eisen des Ofens korrodieren. Gefährdet ist dadurch auch die Auskleidung des Schornsteins.

Ich persönlich verzichte aber schon aus Gründen des lästigen Geruchs auf das Verbrennen von Braunkohle im häuslichen Ofen.


1682
F1: Betreff: Zur Namensgebung des Fliegenpilzes: Aus Fliegenpilzen schlüpfen Fliegen!?
Eine zeitlang lebte ich in Malente, Schleswig Holstein. Dort in den Buchenwäldchen und Knicks sah man häufiger im Spätsommer Fliegenpilze stehen. Ich kam auf dem Weg zur Arbeit täglich zu Fuß an so einer Stelle vorbei und konnte daher beobachten, wie sich die Pilze veränderten. Anfangs noch klein und mit geschlossenem Hut, der sich dann weit entfaltete (wie auf Ihrem Bild im Januartipp des Monats 2009) und dann - ja dann geschah merkwürdiges. Die Pilze wurden dunkel, matschig und stanken. Und dann wimmelte es von fetten Maden darin, aus denen schließlich Fliegen schlüpften. Die Maden fraßen den Matsch restlos auf. So dachte ich mir, schau an, daher der Name: "Fliegenpilz" - er dient ihnen als Brutstätte und Madenfutter. Und war für mich damit zufrieden eine Erklärung für den ulkigen Namen gefunden zu haben.

Leider habe ich das nicht dokumentiert damals. Und ob das immer so ist oder nur unter bestimmten Umständen, dem konnte ich nicht näher nachgehen. In dem Stadium ist der Pilz aber dann wohl auch kein Insektizid mehr. Es wäre gewiss interessant mal näher zu untersuchen was da passiert.


A1: Sie meinen also, dass der Pilz für Fliegen wohl doch nicht so giftig sein kann. Man muss aber wissen, dass sich der Stoffwechsel der Pilze mit dem „Reifen“ verändern kann. Das erkennt man auch daran, dass die Fliegenpilze mit dem Altern braun werden, also langsam immer mehr wie ihre Vettern, die Pantherpilze, aussehen. So ist es auch denkbar, dass sie zum Schluss kein Gift mehr tragen; denn die zunächst abgewiesenen oder vergifteten Insekten/Fliegen sollen ja gerade die Sporen weiterverbreiten!


F2: Besten Dank für die prompte Antwort.
In einem Toxikologiebuch (Forth, Henschler, Rummel; 2. Aufl. 1977, S. 639) fand ich noch folgenden Hinweis auf den Namensursprung des "Fliegenpilzes": " ... drei toxische Isoxazol-Derivate, .. Ibutensäure als genuiner Hauptwirkstoff ... (wird) durch kochen, durch Decarboxylierung, in das stärker giftige Muscimol überführt. .. schwach insecticid, Fliegen werden beim Befliegen des Pilzes getötet." So liegen Fliegenleichen um den Pilz herum? Auch das könnte namensgebend gewesen sein.

Vielleicht treffen ja Naturbeobachtungen bei Ihnen ein, die dazu was beisteuern, und eines Tages lese ich auf Ihrer Webseite, die ich jeden Monat gerne lese, eine Fortsetzung.


A2: Ich habe auch noch keine Fliegenleiche beim Fliegenpilz gesehen... Dafür kann es aber viele Gründe geben. So muss der Vergiftungstod nicht augenblicklich eintreten, das heißt, die Fliege kann ja Stunden später (vielleicht ziemlich angekifft) abstürzen.

Aber zu Ihrem Zitat aus dem Toxikologiebuch: Das wird auch durch Teuscher/Lindequist *) gestützt. Die beschreiben ein klassisches Rezept für das Mittel (Motto „Fliegentod“): „Seinen Namen bekam der Fliegenpilz wegen der Verwendung von in gezuckerter Milch eingelegten Pilzscheiben zur Fliegenvernichtung.“

Übrigens gibt es noch ein anderes traditionelles Kontaktgift für Fliegen. Im Erzgebirge fand sich in jeder Bergmannsküche ein „Fliegenstein“, den sich die Arbeiter aus dem Schacht mitbrachten. Das war schön anzusehendes elementares („gediegenes“) Arsen (auch Scherbenkobalt genannt). Nach dem Kontakt (Fliegen müssen ja bekanntlich an allem lecken...) gab es wohl Tote.

Irgendwie hat der Volksmund nicht immer, aber immer öfter mal Recht...

*) E. Teuscher, U. Lindequist: Biogene Gifte; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 3. Auflage, Stuttgart 2010.


1683
F: Betreff: Frage zur Flammenfarbe einer Kerze
Ich bin ein begeisterter Chemieschüler und surfe gerne auf Ihren Webseiten. Dieses Mal ist aber eine Frage offen geblieben: Wie entsteht denn das Leuchten einer Kerzenflamme? Das hört sich zuerst einfach an, aber mein Wissen über Flammenfärbungen durch Salze hilft mir nicht so recht weiter.
Ich könnte mir vorstellen, dass bei der Verbrennung des Wachses unverbrannter Kohlenstoff / Ruß entsteht, dessen Elektronen durch die Erhitzung zur Aussendung von Licht (wie bei den Salzen) angeregt werden. Stimmt das so?
Und wie ist das mit der blauen Flamme, wenn genügend Sauerstoff vorhanden ist. Wieso sieht man dann kein orangefarbenes Licht mehr, sondern blaues?

Ich hoffe, Sie können mir das genauer erklären.


A: Hier vermischen Sie zwei Dinge: Einmal haben Sie Recht, dass die Atome des unverbrannten Kohlenstoffs leuchten, weil Elektronen ihre Plätze wechseln - wie z. B. in leuchtenden Gasen wie Wasserstoff, Edelgasen oder Natriumdampf. Bei denen geht es vor allem um das primäre Entstehen von Ionen, die anschließend ihre Elektronen wieder einfangen. Dabei wird die Energie als Licht abgestrahlt. (Die gasförmige Mischung von freien Ionen und freien Elektronen nennt man übrigens „Plasma“.)

In der Flamme liegt der Kohlenstoff aber kaum als atomar-disperser Dampf vor. Hier sind es eher kleine Aggregate, die aus graphitartigen Kristallen bestehen. Bei diesen greift das Prinzip des Schwarzen Strahlers, wie wir es von heißen Festkörpern kennen. Je heißer der Strahler ist, desto weißer (oder blauer) wird das Licht, je kälter, desto röter (oder gelber bzw. orangefarbener). Die Flammenfarbe hängt somit von der Flammentemperatur ab.

Die Flammentemperatur wird durch die Sauerstoffzufuhr gesteuert - wie man es von der Bunsenbrennerflamme her kennt: Bei Sauerstoffmangel wird wenig Oxidationsenergie frei; die Kohlebröckchen leuchten nur gelb, orange oder rot. Außerdem rußt die Flamme stark. Wird die entstehende Energie durch Sauerstoffzufuhr erhöht, so wird mehr Wärme frei und das Spektrum der Flamme verschiebt sich nach Blau (oder Weiß).


1684
F: Meine Freundin möchte Eheringe aus Platin bestellen. Davon hat sie in der Werbung gehört. Ich habe Bedenken: Platin ist doch ein Katalysator. Darf ich dann zum Beispiel in der Küche noch in die Nähe von ausströmendem Gas kommen? Oder darf ich mit einem solchen Ehering versehen überhaupt noch ein Gasfeuerzeug nachfüllen?


A: Platin ist (zusammen mit seinen Homologen im Periodensystem der Elemente, den Platinmetallen) in der Tat ein Katalysator, der in der chemischen Industrie von großer Bedeutung ist. Es handelt sich um einen Redox-Katalysator, also um einen, der ganz besonders Reduktionen und Oxidationen beschleunigt. Damit ist er auch für Verbrennungen „zuständig“.

Bekannt ist das Döbereiner Feuerzeug, mit dessen Hilfe eine Mischung von Wasserstoff und sauerstoffhaltiger Luft entzündet wird. Auf diesem Feuerzeug beruht letztlich auch die Anwendung von Platinmetallen in Brennstoffzellen. Platinmetalle findet man außerdem als katalytisch wirkendes Material in den Vorrichtungen, die die Abgase der Autos entgiften (Abgaskatalysatoren).

Nun muss man wissen, dass die katalytische Aktivität des Platins von seiner Verteilung abhängt. Je feiner verteilt („pulvriger“) es ist, desto wirksamer ist es. (Klicke hier.)

In der von Ihnen angesprochenen Eheringform ist das Platin sehr kompakt und deshalb viel zu grob, als dass es unter normalen Umständen wie den von Ihnen geschilderten katalytisch wirksam sein könnte.

Sie brauchen also zumindest vor diesem Aspekt der Eheschließung keine Angst zu haben. Konzentrieren Sie sich deshalb auf das Wesentliche...


1685
F: Durch unzählige ältere Chemiebücher bzw. Anleitungen zu Experimentierkästen geistert als Paradebeispiel für Sublimation das Verhalten von erhitztem Ammoniumchlorid. Ist das überhaupt eine genuine Sublimation? Das erhitzte Salz zersetzt sich doch in NH3 und HCl, die sich (teilweise) in kühleren Regionen wieder zu NH4Cl vereinigen. Aber darf man das als Sublimation bezeichnen??


A: Hierzu haben wir eine Webseite, in der wir genau darauf hinweisen, dass es sich nicht um eine Sublimation handelt, sondern um eine reversible thermische Zersetzungsreaktion, bei der die von Ihnen genannten gasförmigen Produkte entstehen. Diese bilden beim Abkühlen den Festkörper zurück. Klicken Sie hier.

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Letzte Überarbeitung: 30. September 2013, Dagmar Wiechoczek