Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 356
zurück        vor

1936
F: Meine Recherche im Internet zeigte, dass das Problem dem Anschein nach nicht "unbekannt" ist: trotz guter Körper-Hygiene und regelmäßiger Maschinenwäsche bildet sich im Lieblings T-Shirt nach einiger Zeit im Achselbereich ein unansehnlicher, mitunter verhärteter Rückstand, der nicht wasserlöslich ist. Gefunden habe ich die Erklärung, dass hier die Aluminium- (oder seltener Zirkonium-)Salze eine unglückliche Verbindung mit den Baumwollfasern und Hautfetten etc. eingehen - Sie hatten dazu auch einmal einen Tipp des Monats.

Um diese zu entfernen wird die Umwandlung in einen wasserlöslichen Komplex empfohlen, unter anderem mittels einer EDTA-Lösung. "EDTA Dinatriumsalz Dihydrat rein >98,0%" in Pulverform ist ja verhältnismäßig preisgünstig (< 10,-) und für Privatpersonen käuflich zu erwerben.

Nun aber meine Frage: in welcher Konzentration (ganz pragmatisch: welche g-Menge pro Liter demin. Wasser) ist so ein Vorhaben erfolgversprechend? Im Labor, das las ich heraus, wird häufig eine 0,1-molare Lösung verwendet, aber ist es sinnvoller, hier höhere Konzentrationen einzusetzen?

Und: muss ich mir Sorgen um das (reine) Baumwollgewebe oder die eingesetzten Färbemittel machen, wenn ich den Stoff derart bearbeite?


A: Stellen Sie sich eine ca. 10%ige Lösung her und betupfen Sie damit die betroffenen Stellen, die Sie zuvor mit entmineralisiertem Wasser anfeuchten. Das EDTA ist völlig inert gegenüber Baumwolle und anderen Stoffen.


1937
F: Ich habe mir letztes Jahr eine Photovoltaikanlage angeschafft. Im Internet erfuhr ich von verschiedenen Reinigungsfirmen, dass für die Reinigung von Photovoltaik- und Solaranlagen aus Umweltgründen und wegen Kalkspuren nur entmineralisiertes Wasser verwendet werden soll. Für mich stellen sich folgende Fragen:
1. Was genau ist entmineralisiertes Wasser? Ist es vergleichbar mit destilliertem Wasser?
2. Wie verläuft der Reinigungsprozess, bzw. welche chemischen Reaktionen lösen die Reinigung aus?
3. Werden die Module und/oder die Rahmen der Module angegriffen?
4. Welche Art der Reinigung ist Ihrer Ansicht nach die beste?

PS: Ich habe heute zufällig Ihre Homepage www.chemieunterricht.de entdeckt und finde es schön, dass man im Internet zuverlässig über chemische Vorgänge informieren kann, obwohl die Schulzeit schon lange vorbei ist. Vielen Dank für Ihren Einsatz.


A: 1. Entmineralisiertes Wasser ist letztlich das gleiche wie destilliertes. Es wird mit Hilfe von Ionenaustauschern oder membrantechnologisch hergestellt. Es enthält keine Niederschlagsbildner („Härtebildner“), so dass die damit behandelten Oberflächen keinen „Kalk“-Rückstand bilden. Die würden den Lichteinfall behindern.

2. Aus der Luft kommt es zum Niederschlag von Grob- und Feinstaub und anderen Partikeln, die man abspülen muss. Das können auch saure oder alkalische Substanzen sein. Zwischen denen und dem Wasser sind zwar viele chemische Reaktionen denkbar; in erster Linie wird es sich aber um physikalische Vorgänge handeln.

3. Module und Rahmen werden von entmineralisiertem Wasser nicht angegriffen. Eher von saurem oder alkalischem Regen.

4. Andere Reinigungsmethoden kenne ich nicht. Sie sollten aber stets nur die anwenden, die vom Hersteller empfohlen werden. Vor allem betrifft das den Belag mit schmierigen, öligen Substanzen, die durchaus im Niederschlag enthalten sind.


1938
F: Es wäre nett, wenn Sie mir Hilfe bei folgender Frage geben würden:

Warum sind Phenoplaste von dunkler Farbe?
Wie ist der Molekülstruktur / Farbigkeits - Zusammenhang?
Durch die Methylenbrücken fehlt doch die durchgängige Konjugation der Doppelbindungen.
Die dadurch isolierten Phenolreste sollten doch energiereicheres Licht benötigen.


A: Nicht alle Phenoplaste sind dunkel gefärbt. Sie meinen sicherlich Bakelit oder unter Einsatz von Schwefelsäure bzw. Salzsäure oder Natronlauge selbst hergestellte Kunststoffe. Wenn man jedoch vorsichtig arbeitet, erhält man weiße Produkte.

Begleitende Oxidationsprozesse können durchaus zu chinoiden Strukturen führen, wobei CH2 -Brücken zu –CH= -Brücken und phenolische und andere OH-Gruppen zu C=O mutieren. Alles zusammen bildet großflächige mesomere Strukturen. Diese absorbieren sichtbares Licht über einen weiten Spektralbereich; Folge ist die braune Verfärbung.

Bakelit enthält außerdem Füllstoffe wie Holzmehl, was zur Dunkelung führt.


1939
F: Mit großem Interesse besuche ich seit einigen Jahren immer mal wieder Ihre Homepage - vor allem, weil mein Mann und ich regelmäßig Urlaub auf Mön machen und uns dort viele Fragen (was ist Feuerstein, wie entstehen Fossilien...) gekommen sind, die wir durch Ihre Homepage beantwortet bekommen haben. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle bedanken!

Nun haben wir erstmals auf Mön ein schönes Stück Markasit gefunden und fragen uns, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, dies vor dem Verfall zu "retten". Wäre es z. B. möglich, den Zerfall durch eine Lackierung (Klarlack, Haarspray) zu stoppen - oder wäre das sogar gefährlich?


A: Leider gibt es da absolut keine Möglichkeit. Was meinen Sie, wie viele Schätze in Museen und Sammlungen zerfallen! Grund ist, dass es sich um einen nicht zu stoppenden autokatalytischen Prozess handelt. Auf unseren Pyrit / Feuerstein-Webseiten berichten wir darüber. Klicke hier.

Ich würde das Stück aber trotzdem aufbewahren. Wichtig ist, dass es so trocken wie möglich gelagert wird. Achtung: Beim Zerfall entsteht Schwefelsäure, also die Knolle nicht auf Holz oder gar auf Marmor / Travertin legen!

Wenn Sie Glück haben, hat unter Erhaltung der Markasitkristallstruktur eine Umwandlung (Pseudomorphose) des Markasits zu Pyrit stattgefunden. Dann bleibt das Stück stabil. Ich habe solche prächtigen Stücke aus Mön in meiner Sammlung.


1940
F: Betreff: Kohletablette als Ersatz für Aktivkohle?

Ich möchte den Versuch "Cola entfärben" http://www.chemieunterricht.de/dc2/haus/v168.htm (Nur Teil A+ B) durchführen.
Hierfür benötige ich Aktivkohle.

Meine Frage: Kann ich die Aktivkohle auch durch Kohletabletten ersetzen?

Oder verhindern die in der Tablette enthaltenen Stoffe Bentonit und Maisstärke eine erfolgreiche Durchführung?

Und ein Lob zum Schluss: Auf ihrer Seite findet man tolle Anregungen. Gerade für Leute, die nur wenig Ahnung haben.


A: Ich kann Sie nur ermuntern, Kohletabletten zu benutzen. Die sind weitgehend identisch mit der unverpackten Aktivkohle, haben aber der gegenüber viele Vorteile:

Die unverpackte Aktivkohle vergammelt leicht, vor allem, wenn sie im Schullabor herumliegt - auch wenn es sich um „verschlossene“ Gefäße handelt: Denn jedes Öffnen hat zur Folge, dass die Aktivkohle aus der Umgebungsluft Substanzen aufnimmt und adsorbiert. Dadurch sinkt ihre Aktivität derartig, dass sie bald nicht mehr zum Experimentieren taugt.

Pulverförmige Aktivkohle hat außerdem den Nachteil, dass sich das Pulver an Kleider, Finger, Unterlage usw. adsorbiert und nur schwer zu entfernen ist. Außerdem ist sie schwer zu filtrieren.

Dagegen ist die in Blistern verpackte Tabletten-Aktivkohle vor Umwelteinflüssen geschützt und deshalb unbegrenzt haltbar und aktiv. Dazu ist sie in handlichen Portionen verpackt, die gerade für Schülerversuche besonders geeignet sind. Hinzu kommt, dass sie leicht zu filtrieren ist.

Zusätze wie Bentonit und Maisstärke stören nicht, im Gegenteil: Sie verbreitern das Spektrum der adsorbierbaren Stoffe in den polaren Bereich - denn die reine Aktivkohle ist eher für unpolare Substanzen geeignet.

Zurück zur Startseite


Diese Seite ist Teil eines großen Webseitenangebots mit weiteren Texten und Experimentiervorschriften auf Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie.
Letzte Überarbeitung: 10. November 2012, Dagmar Wiechoczek