Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 391
zurück        vor

2111
F1: Ich nutze Ihre Seite des Öfteren, um meine leider lückenhaften Chemiekenntnisse zu verbessern. Könnten Sie mir in Ihrer kurzen und präzisen Art erklären, wie eine elektrophile und eine nukleophile Substitution (Addition) abläuft.


A1: Zur Substitution haben wir diese Webseite:
http://www.chemieunterricht.de/dc2/rk/rk-sn1-2.htm

Hier wird die Addition von Brom an Ethen beschrieben:
http://www.chemieunterricht.de/dc2/ch/cht-104.htm

Zu Additionen unter Erörterung des Aspekts „elektrophil/nukleophil“ klicke hier:
http://www.chemieunterricht.de/dc2/ch/cht-103.htm


F2: Vielen tausend Dank. Hätte mir jemanden wie Sie als Chemielehrer gewünscht.


2112
F1: Ich habe nächste Woche ein Chemie Referat, das das Thema " Wieso schmeckt Tee mit unterschiedlichen Zucker unterschiedlich?" hat. Ich finde weder im Internet etwas, noch möchte meine Professorin mir mehr darüber erklären. Sie war es auch, die mich auf diese Idee brachte, dass ich einen Prof. der Uni eine Mail schreiben soll.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir weiter helfen könnten und mir sagen können wieso Tee mit unterschiedlichen Zucker unterschiedlich schmeckt.
PS: Ich verlange von Ihnen nicht, dass sie mir das ganze Rerferat machen! Es wäre nur sehr hilfreich zu wieso was die Antwort ist, da man im Internet leider überhaupt nichts auf meine Frage findet.

Ich freue mich schon auf ihre Antwort und sage schon im Vorhinein: "Danke!"


A1: Dass Sie ausgerechnet mich fragen, ist ein Witz: Ich hasse gezuckerten Tee und bevorzuge die englische Art, Tee zu trinken: mit einem Wölkchen Milch.

Zunächst einmal wäre es schön, wenn ich mehr über den Hintergrund der Frage wissen würde (z. B. Schulstufe, studiertes Fach? Lehramt? Uni oder FH? (etc.)), um angemessen antworten zu können.

Ich weiß deshalb nicht, in welche Richtung die Aufgabe Ihrer Prof´in zielt. Ich nehme an, dass sie die unterschiedliche Süße von Zuckern meint. Hier sind die auf Saccharose bezogenen Relativwerte:

Saccharose 100
D-Fructose 114
D-Galactose 63
D-Glucose 69
Invertzucker 95
Lactose 39
Maltose 46

Quelle: H.-D. Belitz, W. Grosch, P. Schieberle: Lehrbuch der Lebensmittelchemie; Springer-Verlag, 6. Auflage, Berlin Heidelberg New York 2008.


F2: Ich glaube nicht das ich die Relativwerte wissen muss, jedoch danke.
Ich bin in der 8. Schulstufe und wir haben alle eine Wissensfrage bekommen die wir beantworten müssen, also in einem Kurzreferat so 2 min. Nur leider habe ich null Ahnung was schuld ist das Puderzucker mit Tee anders schmeckt als z.B. Tee mit Kristallzucker.


A2: Hättest du die Frage gleich so gestellt, dann hätte ich dir sofort antworten können: Es gibt keinen Grund dafür, weshalb Tee mit Puderzucker oder mit Kristallzucker unterschiedlich schmecken sollte. Deshalb ist das mit dem Unterschied zwischen Puderzucker und Kristallzucker nur Einbildung. Voraussetzung: Ihr nehmt als Maß für die Zuckermenge nicht einen Teelöffel, sondern immer die gleiche Gewichtsmenge von beiden Zuckerarten, also z. B. 5 g. Ein Test mit Eurer Lehrerin sollte so aussehen: Ihr stellt der Frau drei Tassen mit Tee hin, die alle mit der gleichen Menge an Puderzucker gesüßt sind, und fordert die Frau auf, zu probieren und euch zu sagen, welche nun mit Puderzucker und welche mit Kristallzucker gesüßt wurde. Wetten, dass die Frau mit den Schmeck-Ergebnissen daneben liegt?


2113
F: Damals im Chemieunterricht wurde uns auf dem Schulhof (noch klassisch mit Blumentopf und Stahlkugel) die Thermitreaktion vorgeführt (man sieht, es ist schon einige Jährchen her).
Zur Thermitreaktion habe ich keine Frage. Aber: Zum Start der Reaktion wurde eine Initialzündung verwendet. Auf einen unbekannten Stoff wurde Glycerin (ich habe die Flasche gesehen) geträufelt, der ganze Spaß hat sich ohne große Flammenbildung selbst entzündet und war heiß genug, um die Thermitreaktion in Gang zu bringen.
Um was für einen Stoff kann es sich gehandelt haben?


A: Es handelt sich um Kaliumpermanganat. Der Einsatz von Glycerin ist heute problematisch, weil das käufliche/technische Glycerin wegen seiner Herkunft aus der Fettverseifung wasserhaltig ist. Man muss wirklich reines Glycerin (z. B. synthetisch aus Epichlorhydrin hergestellt) verwenden. Lesen Sie hier.


2114
F: Warum ist meine Zunge blau gefärbt, wenn ich Rotwein getrunken habe?


A: Zunächst einmal wird der in Rotwein enthaltene Farbstoff bei manchen Menschen (nicht bei allen!) durch die Zungenschleimhaut oder Lippen adsorbiert. Der Farbstoff gehört zu den Anthocyanen. Diese zeigen abhängig vom pH-Milieu ihrer Umgebung Farben von Rot (sauer) bis Blau (neutral bis schwach alkalisch). Klicke hier (tip/rotkohl.htm). Das gilt auch für adsorbierte Farbstoffmoleküle.
Da der Speichel neutral ist (pH-Wert ~ 7), ist das Anthocyan blau gefärbt. Wie heißt es doch in einem Lied so schön?: „Die Lippen blau vom Rotwein…“.

Der Farbstoff des Rotweins ist übrigens das Glucosid des Malvidins. Es entspricht dem Delphinidin, ist aber zweifach methyliert.


2115
F: Ich muss wegen entzündlicher Prozesse im Zahnfleisch Chlorhexamed® anwenden. Was ist darin enthalten?


A: Das kann man selbst feststellen, denn auf dem Beipackzettel steht immer der eigentliche Wirkstoff. Er heißt Chlorhexidin. Sein IUPAC-Name lautet:

1,1′-Hexamethylen-bis[5-(4-chlorphenyl)-biguanid]

(Zur besseren Lesbarkeit haben wir mehr Bindestriche als nötig eingetragen. IUPAC steht übrigens für „International Union of Pure and Applied Chemistray“, die sich um die so genannte Genfer Nomenklatur kümmert.)

Der IUPAC-Name des Chlorhexidins muss erklärt werden. Hier ist die Strukturformel des Wirkstoffs:


Das Molekül ist symmetrisch aufgebaut. Das Rückgrat bilden sechs CH2-Gruppen, also Methylengruppen. Daraus folgt der Wortteil Hexamethylen-. Links und rechts (daher 1,1´- sowie -bis-) erkennt man zunächst einen Verwandten des Harnstoffs, Guanidin. (Letzteren kennen wir auch als typischen Rest der Aminosäure Arginin.) Genau genommen ist es jeweils ein dimeres Guanidin, also Biguanidin, daher der Wortteil -biguanid.


Die endständige Iminogruppe der beiden Biguanide hat die Nummer 5; das N-Atom trägt einen Benzolring, der in para- bzw. 4-Stellung chloriert ist, daher 5-(4-chlorphenyl).

Da die Iminogruppen (-NH-) am Hexamethylen-Rückgrat als Basen reagieren, liegt Chlorhexidin in wässriger Lösung zweifach positiv geladen vor.

(Die Iminogruppen neben dem Benzolring sind wegen der Wechselwirkung mit dem mesomeren System des Benzolrings nicht basisch genug, sind also nicht protoniert. Denn letztlich ist Chlorhexidin ein Verwandter des Anilins.)

Chlorhedidin-Chlorid und -Acetat sind nicht besonders gut wasserlöslich. Medizinisch findet das gut wasserlösliche Salz der Gluconsäure unter der Bezeichnung Chlorhexidin-di-gluconat Verwendung.


Als Wirk-Ort des Medikaments hat man bei den Bakterien deren Membranen ausgemacht. Chlorhexidin stört den Membran-Stoffwechsel.

Zurück zur Startseite


Diese Seite ist Teil eines großen Webseitenangebots mit weiteren Texten und Experimentiervorschriften auf Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie.
Letzte Überarbeitung: 11. Dezember 2014, Dagmar Wiechoczek