Wonach die Walderde duftet

Der "erdige" Geruch von sauberem Waldboden geht auf die Stoffwechselaktivität von Streptomyceten zurück. Man kann sie leicht aus dem Waldboden isolieren. Sie sind Mikroorganismen, die wie Pilze mycel-artig wachsen. Sie bilden also fädige Hyphen. Daher wurden sie zunächst auch zu den Pilzen gezählt. Heute weiß man, dass es sich um weit verbreitet vorkommende („ubiqitäre“) Gram-positive Bakterien handelt. Streptomyceten leben zwar im Waldboden, sind aber aerobe Mikroorganismen.

Sie produzieren eine bizyklische Verbindung, Geosmin.

Dieser Alkohol riecht ganz typisch nach „Walderde“. Erstaunlich ist die geringe Geruchsschwelle von 0,1 ppb. Das bedeutet, dass wir ein Geosmin-Molekül unter 10 Milliarden Luftmolekülen „erschnuppern“ können.

Dass Rote Bete erdig riechen, liegt ebenfalls am Geosmin. Es handelt sich aus Sicht der Roten Bete um einen artfremden Aromastoff, der normalerweise nicht in ihr vorkommt. Man spricht von einem Aromafehler, der der Roten Bete aber die besondere Würze verleiht.

Wie kommt Geosmin überhaupt in die Rote Bete? An deren Schale haftet aufgrund ihrer unglatten Struktur trotz guter Reinigung stets immer noch viel Erde an. Wenn die Knolle geschält wird, kommt es zum Übergang von Geosmin in den Knollensaft bzw. ins Knollengewebe.

Auch Wein kann erdig schmecken. Dann haben wir einen „Weinfehler“ vor uns, der auch beim Geschmack nach Kork eine Rolle spielt.

Streptomyceten sind vor allem wegen ihrer Fähigkeit zur Synthese von Antibiotika und anderen wertvollen Sekundärmetaboliten auch heute noch geschätzte Untersuchungsobjekte der Naturstoffforschung.


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Letzte Überarbeitung: 24. März 2011, Dagmar Wiechoczek