Bild 1 (Foto: Daggi)
Nun drückt man kräftig und vor allem anhaltend auf den Gummistopfen bzw. auf den Saftverschluss oder man presst die PET-Flasche zusammen. Und siehe da: Das Teufelchen sinkt langsam ab, und manche drehen dabei auch noch hübsche Pirouetten. Es muss also schwerer geworden sein. Wie funktioniert das? Bild 2: Flaschenteufelchen. Die Ausström-Öffnung liegt in der Schwanzspitze
Beim Drücken auf den Stopfen presse ich die Luftblase im Teufelchenbauch
zusammen. Damit fließt Wasser in das Teufelchen hinein. Der Grund: Luft lässt sich
leichter zusammendrücken als Wasser. Der Druck wird vom Stopfen über die
Flüssigkeit auf die Gasblase im Teufelchen übertragen. Das wirkt sich aus, als wenn
ich Wasser in den Bauch des Flaschenteufelchens pressen würde.
Um diese Erklärung zu überprüfen, wiederholen wir den Versuch noch einmal und
belassen dabei in der Flasche unter dem Stopfen eine (natürlich nicht zu große)
Luftblase. Wenn ihr nun kräftig auf den Gummistopfen drückt, könnt ihr sehen, dass
diese Luftblase tatsächlich kleiner wird. Gleichzeitig sinkt das Teufelchen ab.
Entlasten wir vom Druck, so wird die Blase unter dem Stopfen deutlich größer, und
das Teufelchen steigt hoch.
Der Grund für die Notwendigkeit des anhaltenden Drückens auf den Stopfen liegt
darin, dass das Ein- und Ausfließen des Wassers in das Teufelchen bzw. aus dem
Teufelchen wegen der kleinen Öffnung der Glaskapillare etwas Zeit benötigt.
Und wenn (wie in unserem Bild zu sehen) das Teufelchen seinen Schwanz seitlich hält, so kann es beim Tauchen sogar Pirouetten drehen!
Die Vorführung des Flaschenteufelchens ist deshalb nicht nur für Kinder in Kindergarten und Grundschule zu empfehlen, sondern ist auch für Schüler aus den beiden Sekundarstufenbereichen eine unterrichtliche Bereicherung.
Was heißt kartesisch? Für Kenner ist der Begriff ein latinisierter Hinweis auf eine Beteiligung von René Descartes (1596-1650). Das ist das auch heute noch vor allem in Frankreich hoch verehrte große französische Multitalent, das sich als Mathematiker, Physiker und Philosoph in Szene setzte (was früher alles das Gleiche bedeutete...). Aber dieses Mal war dieser Mann "echt" (also 100%ig) nicht beteiligt, so dass die Namensgebung "kartesischer Taucher" zu unrecht erfolgte. Die Benennung sollte das Produkt wohl nur für die damaligen Bildungsbürger interessant machen. (Diesen Etikettenschwindel kennt man ja auch aus der heutigen Werbebranche...) Schließlich war früher die Beschäftigung mit Naturwissenschaften "in". Die Mitgliedschaft in "Naturwissenschaftlichen Vereinen" war für einen Bürger um 1900 genauso wichtig wie heute die Mitgliedschaft in Tennis- oder Golfclubs. In letzteren unterhalten sich heute meistens tiefgelegte Leute über ihre tiefgelegten 180er Mercedes oder über ihren letzten oder nächsten Club-Urlaub...
Besser ist es, eine dünnwandige Flasche aus Kunststoff zu nehmen. In die gibt man das Flaschenteufelchen und füllt sie überrandvoll mit Wasser. Dann schraubt man die Flasche kräftig zu. Nun können auch Kinder die Taucherchen tanzen lassen, indem sie einfach die Flasche drücken - zur Not auch mit beiden Händen. Jetzt kann nichts mehr passieren. Die Flasche sollte man im Dunkeln aufbewahren, um Algenwachstum zu verhindern.
1 Kartesische Taucher aus Schnappdeckelgläsern gemacht 2 Flaschenteufelchen aus Parfümproben-Fläschchen 3 Streichholzköpfe als Flaschentaucher 4 Flaschentaucher aus Tintenpatronen 5 Apfelsinenschalen als Flaschentaucher Die Rezepte funktionieren tatsächlich! Diese Taucher lassen sich durch Schüler selbst auch zu Hause basteln und sind zudem bestens geeignet, das dahinter steckende Prinzip zu erkennen oder den staunenden Eltern zu erläutern. Zu motivierenden oder zu abschließenden Demonstrationszwecken würde ich jedoch auf jeden Fall einen schönen, kommerziellen Flaschentaucher in petto halten! Denn das sind wirklich kleine Kunstwerke - vor allem auch wegen der Pirouetten, die sie drehen können.
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