Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 289
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F: Mit Begeisterung lese ich die Tipps des Monats. Faszinierende Themen sind hervorragend aufbereitet (auch wenn ich nicht alles verstehe, ist es doch immer toll geschrieben). Das macht Lust auf Chemie. Muss toll sein, mit Herrn Prof. Blume zu arbeiten.

Hier ein kleiner Tipp:
Vom Goldschmieden her, das ich heute als Hobby betreibe (www.silbergold.de), weiß ich, dass sich Cu auch prima in verdünnter Schwefelsäure (ca. 10-15%) löst. Hiermit werden das Cu und vor allem das schwarze Cu-oxid aus den oberen Schichten des Schmucks gelöst (der ja aus 925 Teilen Ag und 75 Teilen Cu besteht, oder auch heute 935 Teile Ag). Man erhält hier also eine dünne Feinsilberschicht, die dann super glänzend poliert werden kann. Leider bleibt sie ja nicht so, denn auch das Silber kann schwarz werden. Profis rhodinieren es daher...


A: Danke für den Hinweis. Sie zeigen übrigens, dass Legierungen oftmals nichts anderes sind als Mischungen von Metallen, oder auch nur feste "Lösungen" eines Metalls im anderen sind. Ähnliches können Sie auch mit Messing oder Bronze zeigen. Hier benutzen Sie stattdessen Salzsäure. Dabei zersetzen Sie allerdings die Zusätze Zink oder Zinn; zurück bleibt Kupfer.

Übrigens haben den Trick, von dem Sie berichten, Metallurgen schon vor 5000 Jahren gekannt. Statt Schwefelsäure haben sie Fruchtsäuren genommen. Sie machten sich zunutze, dass sich Kupfer an der Luft z. B. in Essig gut zersetzt, wobei sich ablösbarer Grünspan bildet. Klicke hier. So wurden z. B. großflächige Spiegel hergestellt.


1602
F: Ich finde ihre Seite sehr interessant, aber sie sollten vielleicht nicht unbedingt zur Geruchsprobe bei H2S-Bildung bei der Reinigung von Silber aufrufen, da es sich hier um ein ziemlich starkes Gift handelt. Wenn, dann vielleicht etwas Gas zufächern aber nicht die Nase in den Kolben halten.


A: Sie meinen die Tipp-Webseite Wie funktioniert das Reinigen von angelaufenem Silber?.

Ihre Bedenken sind (so meine ich) etwas übertrieben. Glücklicherweise ist die Konzentration des beim Silberreinigen freigesetzten Schwefelwasserstoffs sehr gering – genauso gering wie die Geruchsschwelle, die weit unter der giftigen Dosis liegt.

Es gibt um uns herum viele Anlässe, Schwefelwasserstoff zu riechen. Seien es die Darmgase oder Atemluft. Beide enthalten deutlich zu riechendes H2S, ohne Sie gleich zu vergiften! Stellen Sie sich vor, eigentlich müsste ja der Darmgas-Emittent selbst daran eingehen… Schaden tut das nur dem Silberbesteck oder den alten holländischen Gemälden, deren Bleiweiß in den Museen nachdunkelt.

Oder die Sumpfgewässer. Die enthalten sogar noch giftiges Phosphan (H3P und H2P4). Denken Sie weiter an die bekannten faulen Eier. Und gestern erst schrieb mir ein Hobbyschmied, dass es bei ihm nach H2S riecht, wenn er seine Eisenteile mit Citronensäure von Zunder befreien will. Hinzu kommen noch Gerüche beim Kochen von Kohl (usw.)…

Denken Sie aber auch an die Blausäureemission etwa beim Schneiden von Kirschlorbeer. Unsere Webseite „Chemie mit dem Kirschlorbeer“ sollten Sie unbedingt mal in der Schule durchführen. Angst, sich und Ihre Schüler zu vergiften, brauchen Sie bei der geringen Geruchsschwelle nicht zu haben.

Zur Giftigkeit und Umweltschädlichkeit von Schwefelwasserstoff haben wir übrigens eine Webseite.

Wir werden Ihren Hinweis in die Versuchsvorschrift zum Silberreinigen aufnehmen.


1603
F: Ich bin Schüler eines Gymnasiums und besuche die 12.Klasse.
Im Rahmen des Themas „Kohlenhydrate“ behandelten wir auch die Iodprobe, über die wir uns genauer informieren sollten. Auf einer Internetseite stieß ich in diesem Zusammenhang auf die Aussage:

„Die hydrophobe innere Oberfläche der Amylosehelix weist eine Spirale von Wassermolekülen auf. Die intensive Blaufärbung ist auf Elektronen-Donator-Akzeptor-Wechselwirkungen zwischen dem Wasserfilm und den Polyjodiden zurückzuführen.“

Ich kann mir diesen Sachverhalt nicht erklären. Vielmehr erscheint er mir widersprüchlich, denn warum sollte eine Oberfläche mit so vielen OH-Gruppen hydrophob sein, zumal wenn in der nächsten Zeile ein Wasserfilm auf dieser Oberfläche erwähnt wird.
Da ich in Ihrem Internetangebot auf keine Lösung für dieses Problem gestoßen bin, mich eine Antwort aber sehr interessieren würde, möchte ich Sie persönlich um Ihre Hilfe bitten.

Ich möchte mich schon im Voraus für Ihre Hilfe bedanken und freue mich schon auf Ihre Antwort.


A: Es ist tatsächlich so, dass der Innenraum der Spiralen aus Glucoseresten eher hydrophob ist, weil die Hydroxylgruppen nach außen ragen. Nach innen kommen die Kohlenstoff- und Wasserstoffatome zur Geltung – hier sieht es aus wie in einem hydrophoben Kohlenwasserstoff. Sie sollten sich in diesem Zusammenhang auch die Struktur der Cyclodextrine ansehen.

Der innere Wasserfilm kommt dadurch zustande, dass die Wassermoleküle untereinander H-Brücken ausbilden – wie sie es immer in der Nachbarschaft von lipophilen Molekülen wie etwa den Fetten oder Ölen tun. Auf die Weise werden sonst unlösliche Substanzen (zumindest zum Teil) in Wasserkäfigen wasserlöslich gemacht – wie auch die Moleküle der Gase CO2 oder N2. Klicken Sie hier.


1604
F: Ich bin Lehramtsstudentin der Chemie und probiere immer wieder gerne Versuche von ihrem Bildungsserver aus.
Zum Thema „Kristalle im Chemieunterricht“ habe ich gelesen, dass Kandiszucker beim zerschlagen/zerdrücken im dunkeln leuchten soll. Ich habe dies mit braunem Kandiszucker versucht, doch leider keine Beobachtung machen können. Können sie mir einen Tipp geben, wie der Versuch klappt?


A: Sie meinen diese Webseite.
Ich würde nur den weißen Kandis nehmen. Vielleicht stören die Verunreinigungen, die ja noch im braunen Zucker enthalten sind.
Früher gab es noch die extraharten Dextroenergen®-Täfelchen. Mit denen funktionierte es auch, mit den modernen weichen, mit Zusätzen versehenen nicht mehr.


1605
F: Was ist eine Grauwacke?


A: Es handelt sich um ein Sedimentgestein, das zum Bespiel im Bereich des Rheinischen Schiefergebirges gefunden wird. Es ist meistens grau, kann aber auch fast weiß oder schwarz sein. Die Grundmasse ist ein grober Sandstein, in den Bruchstückchen von Schiefer sowie von kristallinen Glutflussgesteinen eingelagert sind. Das gibt dem Stein seine Härte (daher ist er „wacker“). Wegen der Einlagerungen wird der Stein manchmal mit Basalt verwechselt. Bei dem handelt es sich zur Gänze um Glutflussgestein (Plutonit).

Die Grauwacke entstand im Devon und dem Carbon durch die Abrasion (Abtragung, Zerstörung) des alten silurischen Kaledonischen Gebirgszugs. Dieses zog sich von Skandinavien bis nach Schottland (Caledonia ist der lateinische Name für Schottland). Im Carbon war es wohl mehr die Abtragung des südlicheren europäischen Gebirgszugs, des Variscischen Gebirges.

Die Sedimente bildeten sich vor allem in küstennahen Gewässern, wo auch die Kohle entstand. Die Färbung stammt deshalb von organischem Material, also letztlich von feinverteilter Kohle, die von Pflanzen herrührt, die in den sumpfigen Niederungen der Küstengebiete siedelten. Es ist anzunehmen, dass es zu der Zeit noch gar keine „richtigen“ Landpflanzen gab.

Es gib auch braune Grauwacken. Dabei handelt es sich jedoch um metamorphe Umwandlungen, so zum Beispiel durch Vulkanhitze, durch die der Stein regelrecht gebrannt worden ist.

Benötigt wird dieses harte („wackere“) Gestein z. B. für die Schotterbetten, auf die Bahngleise verlegt werden.

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Letzte Überarbeitung: 08. Juli 2008, Dagmar Wiechoczek