Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 301
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1661
F: Ich habe gelesen, dass man aus 600 Liter Erdgas 1 Liter Flüssiggas gewinnt. Kann das stimmen?


A: Das stimmt in etwa. Rechnen wir mal umgekehrt aus, wie viel Gas entsteht, wenn ein Liter Erdgas (Methan) verdampft.

   1 L flüssiges Methan wiegt 0,424 kg oder 424 g.

Die Molmasse von Methan ist 16 g/mol. Daraus berechnen wir die Molzahl:

   n = 424 g / 16 g/mol = 26,5 mol

1 Mol eines Gases nimmt bei 25 °C ein Volumen von 24,47 L ein. Das Gesamtvolumen beträgt dann

   V = 26,5 mol • 24,47 L = 648,3 L

Die Abweichung von den in Ihrer Frage genannten 600 Litern ist wohl darauf zurückzuführen, dass keine Temperaturkorrektur oder Druckkorrektur des Volumens durchgeführt wurde. Oder man hat einfach einen Grobwert angegeben.


1662
F: Ich (Klasse 10) nehme an einem Chemiewettbewerb teil, bei dem eine Aufgabe lautet die Eigenschaften einer zuvor hergestellten Kugel (aus Holzleim und Boraxlösung) mit denen eines "Flummis" zu vergleichen. Man soll sich drei Stoffeigenschaften "aussuchen", auf die man näher eingeht.

Ich habe mir überlegt die "Sprunghöhe" der beiden Kugel zu testen, bin mir jedoch nicht sicher ob es eine Stoffeigenschaft ist bzw. diese einen anderen Namen hat.
Ich hoffe, dass sie mir helfen können und bedanke mich schon einmal im Voraus.


A: Die Sprunghöhe lässt sich durchaus als Maß für die Elastizität heranziehen. Wichtig ist aber, dass du die Bälle aus gleicher Höhe aus auf den gleichen harten Boden fallen lässt.
Weitere Stoffeigenschaften können sein: Farbe, Durchsichtigkeit (Transparenz), Verhalten bei Kontakt mit Wasser und anderen Lösemitteln (also die Löslichkeit bzw. Quellfähigkeit), Dichte, Brennbarkeit, Verbrennungsrückstände...


1663
F1: Protein kann man ja ganz prima auch mittels Zitronensaft nachweisen. Warum funktioniert dieser Nachweis nicht mit Eigelb, das wesentlich mehr Protein enthält als z.B. das Eiweiß?


A1: Es geht wohl um das Ausfällen von Hühnereiweiß durch Säurezusatz (-> Versuch).

Eigelb denaturiert sehr wohl, wie man vom Kochen her weiß. Aber beim Ansäuern sieht man es kaum. Grund ist, dass das Eigelb eine Mischung ist, die zu einem großen Teil aus Lecithin besteht. Das ist einer der besten Emulgatoren, die die Natur zur Verfügung stellt. Lecithin verhindert die Ausbildung von filmartigen, fädigen oder flockigen Proteinschichten, die beim Kochen oder Ansäuern von „richtigem“ Eiweiß anfallen. Gekochtes Eigelb ist deshalb bröselig, gebratenes schaumig-fest.


F2: Da hätte ich aber lange in einem Lehrbuch suchen können, um eine so kurze und knackige Antwort zu finden. Vielen Dank.


1664
F1: Betreff: Erhitzen von Haarbleichmittellösung!?

Ich betreue eine Gruppe von Schülerinnen, die am Wettbewerb "Jugend forscht" teilnehmen werden. Die beiden Mädchen sind in der 12. Klasse. Sie beschäftigen sich mit Haarbleichmitteln. Sie möchten nun das zu untersuchende Haarbleichmittel (enthält ca. 9 % Wasserstoffperoxid) auf ungefähr 60 °C erhitzen, um anschließend festzustellen, ob sich die Stoffmenge an Wasserstoffperoxid verändert hat.
Kann das Erhitzen der Lösung bei dieser Konzentration an Wasserstoffperoxid und dieser Temperatur zur Explosion führen?
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir eine Antwort zukommen lassen würden.
Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen aus ...

PS: Ihre Seite gefällt mir sehr gut. Ich habe schon öfters Anregungen für meinen Unterricht erhalten.


A1: Danke für die netten Worte. Aber:

Dieser Versuch ist für Laien lebensgefährlich und darf von Ihren Schülerinnen keinesfalls durchgeführt werden! Denn H2O2 kann sich bei unsachgemäßem Erwärmen aufkonzentrieren und unkontrolliert explodieren. Denn der Siedepunkt liegt mit 150,2 °C deutlich höher als der von Wasser. So siedet das Wasser fröhlich weg... Lesen Sie hier.

In unserer Fakultät hatten wir einen fast Erblindeten - er hatte eine wasserstoffperoxidhaltige Lösung am Rotationsverdampfer eingeengt. Der „Rota“ ist dann explodiert.

Die juristischen Konsequenzen hätten Sie als Lehrerin zu tragen.


F2: Vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Sie haben mir damit sehr weitergeholfen.


1665
F: Jeden Morgen stellt sich mir die gleiche Frage: Warum bildet sich Raureif ausgerechnet besonders stark auf Brücken?


A: Raureif entsteht, wenn an frostigen Tagen Wasserdampf resublimiert. Das heißt, er schlägt sich anstelle von flüssigem Tau als festes Eis nieder. Dazu muss es zum Kontakt mit einer kalten Oberfläche kommen. Je kälter diese Oberfläche ist, desto eher und desto mehr bildet sich der Raureif.
Während der Boden nur von oben gekühlt und von unten her eher gewärmt wird, sind Brücken oben und unten offen, kühlen also besonders stark aus. Die Folge ist das von Ihnen beschriebene Phänomen.
Zu Eiskristallen und zum Raureif haben wir eine Webseite.

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Letzte Überarbeitung: 07. Januar 2009, Dagmar Wiechoczek