Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 40
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F: Auf der Seite /dc2/tip/06_98.htm steht folgendes:

"Dass im Magnetit das Eisen in zwei verschiedenen Oxidationsstufen vorliegt, zeigst du am besten mit Kaliumhexacyanoferrat (Blutlaugensalz). Es gibt hiervon zwei Formen: das rote und das gelbe. Beide bilden mit Eisen-Ionen Berliner Blau. Dabei reagiert das rote Blutlaugensalz mit Eisen(II)-Ionen, das gelbe mit Eisen(III)-Ionen, nicht jedoch umgekehrt. In beiden Fällen bildet sich ein tiefblauer Niederschlag."

Dabei wurde rotes und gelbes Blutlaugensalz verwechselt, richtig heisst es:

Nachweis Fe2+ mit gelbem Blutlaugensalz K4[Fe(CN)6] (=Kaliumhexacyanoferrat-II) und Nachweis Fe3+ mit rotem Blutlaugensalz K3[Fe(CN)6] (=Kaliumhexacyanoferrat-III).

Ich habe gelernt (Uni), dass das gelbe Blutlaugensalz nicht giftig ist, das rote schon. Weshalb ist das so? Die Giftigkeit beruht doch auf dem CN(-)-Ion?


A: Ihre Annahme ist leider nicht richtig. Es stimmt so, wie es in meiner Magnetitwebseite steht. Die Formel des unlöslichen Farbstoffs ist (es gibt auch einen "löslichen", kolloidalen)

     FeIII[FeIIIFeII(CN)6]3

Es gibt bekanntlich keinen Unterschied zwischen Berliner Blau und Turnbulls Blau. Geben Sie übrigens Fe2+ zu HCF(II), gibt es nur einen weißen Niederschlag, ebenso bei Fe3+ und HCF(III):

     K[FeIIIFeII(CN)6]

Zur anderen Frage: Obwohl es eine größerer Stabilitätskonstante hat, ist HCF(III) in saurem Milieu tatsächlich ein schwacher HCN-Spender. Das liegt vielleicht daran, dass es (verglichen mit dem HCF(II)) ein high-spin-Komplex ist. Hinzu kommt die freie Enthalpie, so etwa beim Entstehen von undissoziierter HCN (usw.). Insgesamt ein komplizierter Vorgang.
Schauen Sie auch einmal in unsere Komplexwebseiten.


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F: Ich habe zu meinem Facharbeits-Thema Nachwachsende Rohstoffe, Polyester aus Rizinusöl und Citronensäure schon einiges gefunden. Mein Problem liegt nur darin, herauszufinden wo dieser Kunststoff konkret angewand wird. Z. B. auf ihrer Seite stannden einige Nachteile und Natürlich der große Vorteil der Abbaubarkeit, aber für mich ist dieser Stoff etwas "Abstrakt", da ich schwer etwas über seine aktuelle Verwendung, Auftreten in erfahrung bringen kann. Ich wäre ihnen sehr dankbar, wenn sie mir helfen würden den bezug zur Wirtschaft (Wirtschaftlichkeit) herzustellen, durch z.B. links zu Firmen, ... die sich mit dem Stoff beschäftigen (der Konzern Bayer hat z.B. keine Informationen und erfahrungen mit diesem Kunststoff, wie sie mir berichteten, was ich mir beinahe dachte).


A: Sie haben recht: Es handelt sich um eine chemische Spielerei. Die soll nur zeigen, was möglich ist. Aber bei der Stärkefolie hat die Spielerei einiger Leute ja etwas gebracht. In der Chemie muss man oft genug nur einfach herum probieren, um etwas Neues zu schaffen. (Man sagt nicht umsonst uns Chemikern einen gewissen Spieltrieb nach.) Denn die chemische Wissenschaft ist, was die Voraussage für das Verhalten von neu geschaffenen Verbindungen angeht, noch weit vom Erfolg entfernt. Es gibt zwar viele Regeln (mit wahnsinnig vielen Ausnahmen), aber kaum allgemein gültige Gesetzmässigkeiten.


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F: Als Spezialgebiet meiner mündlichen Matura im Fach Chemie habe ich Anlayse von Mineralewässern gewählt. Ich kann mit Hilfe des Titriplexverfahrens den Gesamtgehalt von Magnesium und Calcium bestimmen, aber ich konnte Calcium oder Magnesium nicht alleine bestimmen, da Calconcarbonsäure zu teuer für unsere Schule ist. Nun möchte ich sie höflich fragen, ob sie mir vielleicht Unterlagen für eine andere Möglichkeit übermitteln können.


A: Da gibt es für Sie nur die Methode, mit einem deutlichen Überschuss an Oxalsäure (OS) zunächst Ca-oxalat zu fällen, das abzutrennen und den Rest OS mit KMnO4 zurück zu titrieren. Zur Berechnung der notwendigen OS-Konzentration gehen Sie (um einen Überschuss zu gewährleisten) von der bekannten Ca/Mg-Summe aus.


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F: Ich schreibe zur Zeit ein Chemie-Referat über Vitamin C und bin bei meinen Nachforschungen auf ihre Seite gestoßen. Als ich die Synthese von Andrenalin gesehen habe wollte ich sie gleich in mein Referat aufnehmen, aber dann habe ich NADPH und NADP gelesen und es wurde mich jetzt interessieren, was das fur zwei Stoffe sind. Bisher habe ich nur herausgefunden, dass es Enzyme sind.


A: NAD(P)(H) ist die Abkürzung für Nicotinsäureamid-dinucleotid-(phosphat)-(hydrid). Das NAD(P)/NAD(P)H-System ist kein Enzym, sondern ein Coenzym, also ein Hilfsfaktor für Enzyme, die Redoxreaktionen katalysieren. Es überträgt Wasserstoffatome von einem Substrat auf ein anderes. NAD ist also biologisches Oxidationsmittel, NADH Reduktionsmittel. Ihre Formeln sind sehr komplex, sollten aber in jedem Oberstufen-Biobuch zu finden sein.


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F: Kann man, wenn man Wasser erhitzt, und es befindet sich bereits kurz vorm Sieden, durch Beifügung einer geringen Menge an Kochsalz erreichen, dass es sofort zu Sieden beginnt? Versuchstechnisch gesehen ja, aber mir stellt sich die Frage des Warums, denn der Siedepunkt von salzartigen Stoffen liegt im allgemeinen ja sehr hoch. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir eine leicht verständliche Antwort zukommen lassen könnten.


A: Hier siedet nicht etwa das Salz! Wenn Wasser siedet, gibt es immer Bereiche überhitzter Flüssigkeiten. Gibt man Kristalle hinein, so wirken deren Ecken und Kanten als Aktivatoren, an denen das Sieden einsetzt. Das gleiche erreichen Sie auch durch Glassplitter oder Steinchen. Wir nutzen das aus, um Siedeverzüge, bei denen das gesamte Wasser durch plötzliche Dampfblasenbildung explosionsartig aus dem Siedegefäß wie einem Reagenzglas schleudert, zu vermeiden. Dazu geben wir vor dem Sieden kleine, rauhe Steinchen (Siedesteinchen genannt) ins Wasser.

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Letzte Überarbeitung: 10. Januar 2008, Dagmar Wiechoczek