Hyaluronsäure - Das Polysaccharid, das Falten glättet

In der Werbung werden zunehmend die Älteren angesprochen. Je älter man wird, desto mehr Falten trägt man im Gesicht. Deshalb hat man die Faltenglättung als großes Geschäft entdeckt. Die entsprechenden kosmetischen Artikel enthalten Hyaluronsäure, womit bekanntlich geworben wird. Was für eine Substanz ist das eigentlich?

Es handelt sich um ein Polysaccharid. Da es saure Gruppen trägt, ist es ein saures Polysaccharid. Damit gleicht es in seinen Eigenschaften dem Thrombose-Hemmer Heparin. Beide sind primär tierischen Ursprungs.

Um dessen Eigenschaft zu verstehen, erinnern wir uns, dass saure Polysaccharide auch in Pflanzen vorkommen. Wir kennen sie daher als Gelierungshilfsmittel. Beispiele sind die im Link besprochenen Pektine (wie Agar-Agar, Algine sowie Gummi arabicum) oder die Carrageenane, der Grundsubstanz von gelatinefreier Götterspeise.

Allen sauren Polysacchariden - sowohl den pflanzlichen als auch den tierischen - ist gemeinsam, dass sie über ein starkes Wasserbindungsvermögen verfügen. Sie bilden deshalb Gele. Darauf beruht auch die Wirkung der Hyaluronsäure.

Wenn man erfährt, wo dieses Polysaccharid vorkommt, wird seine Bedeutung klar. Es ist unverzichtbarer Bestandteil von Bindegewebe. So kommt es im Knorpelgewebe vor, aber auch in der Nabelschnur sowie im Glaskörper des Auges, der zu mehr als 98 % aus Wasser besteht („strukturiertes Wasser“). Wegen der hohen Viskosität ihrer Lösungen wirkt Hyaluronsäure oftmals wie ein Schmiermittel - wie z. B. in der Gelenkflüssigkeit (Synovialschleim).

Nun muss man keine Nabelschnüre oder Gelenkschleimbeutel sammeln, um Kosmetikartikel zur Faltenglättung herzustellen. Da Hyaluronsäure auch von einigen Mikroorganismen gebildet wird, gewinnt man es heute in der Bio-Retorte („Fermenter“).

Hyaluronsäure ist ein lineares Polymer, aufgebaut aus N-Acetyl-Glucosamin und Glucuronsäure, die ungewöhnlicherweise alternierend α-(1-4)- und α-(1-3)- glykosidisch verknüpft sind. Wie beim Heparin haben wir auch hier eine erstaunlich konstante periodische Anordnung der Zweiereinheiten.


Warum soll die äußere Zufuhr von Hyaluronsäure helfen? Man muss wissen, dass die Haut von Babys am meisten Hyaluronsäure enthält. Der Gehalt nimmt mit dem Alter ab. Das macht sich als unschön empfundene Faltenbildung bemerkbar. Wenn man sich die Hyaluronsäure aufträgt, legen sich deren Moleküle zwischen die Bindegewebezellen der Haut, füllen die Falten quasi auf und machen die Haut geschmeidiger.


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Letzte Überarbeitung: 02. Oktober 2013, Dagmar Wiechoczek