Seidelbast - der giftige Frühlingsbote

Früher traf man den Seidelbast (Daphne mezereum) weit verbreitet in kalkreichen Buchenwäldern an - heute findet man ihn fast nur noch in Gärten. Die Pflanze ist nicht nur wegen der hübschen Blüten beliebt, sondern auch, weil sie so schön duftet. Das sind wohl die Gründe, weshalb sie in der freien Natur mehr oder weniger ausgerottet worden ist.

Bild 1: Seidelbast - Blüten und Früchte
(Fotos: Blume)


Woher kommt der Name „Seidelbast“?
Da kann man nur spekulieren. Am eingängigsten klingt wohl folgende Erklärung:
Mit Bast bezeichnet man fasriges Pflanzenmaterial. Das findet man in der leicht ablösbaren Rinde der Pflanze. Aus einigen Seidelbastarten stellt man sogar Papier her.

Beim Wortteil Seidel handelt es sich wohl um eine Abwandlung einer altertümlichen Bezeichnung für Bienen (Zeidel; ein Zeidler ist ein Imker). Damit trägt man der Tatsache Rechnung, dass der früh blühende Seidelbast besonders gern von Bienen, Hummeln und Schmetterlingen besucht wird.


Seidelbast gehört zu den tödlich giftigen Pflanzen
Sein Saft kann zunächst einmal Hautreizungen und Hautschäden bis zur Nekrose bewirken. Am schlimmsten ist jedoch die orale Aufnahme von Pflanzenteilen. Schon wenige Beeren bewirken schwerste Organschäden. Ihre Inhaltsstoffe sollen sogar tumorpromovierende Eigenschaften haben, also Krebs auslösen bzw. fördern.

Umso erstaunlicher ist, dass die Früchte unserer Seidelbast-Pflanzen im Garten durch Grünfinken und Drosseln geradezu geplündert werden. Wenn wir Früchte zum Nachzüchten sammeln wollen, müssen wir sie zum Reifen durch transparente Plastiktüten schützen.


Es gibt eine Reihe von stark giftigen Inhaltsstoffen des Seidelbasts
Chemisch handelt es sich um Terpene, genau genommen um die Gruppe der Diterpene. Es sind also Verbindungen, deren Grundstruktur aus 20 C.Atomen aufgebaut ist (Symbol C20(H)).

Der Grundkörper der Daphne-Toxine ist das Diterpen Daphnan.


Seine hauptsächlichen Derivate heißen Daphnetoxin und Mezerein.


Mezerein ist eine noch komplizierter gebaute Verbindung.


Literatur:
[1] F. Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Walter de Gruyter. Berlin 1995.
[2] E. Teuscher, U. Lindequist: Biogene Gifte. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 3. Auflage, Stuttgart 2010.


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Letzte Überarbeitung: 30. März 2015, Dagmar Wiechoczek