Jeder Schüler malt gern mit Tusche und Pinsel und zaubert dabei prächtige Bilder. Die sind irgendwie auch viel schöner als die mit Filzstiften gemalten. Ein Meister dieser Maltechnik war der Schwede Carl Larsson (1853-1916), dessen feine Genrebildchen viele Kalender und Postkarten schmücken. Sein Gesamtwerk gibt es übrigens im Langewiesche-Königstein-Verlag zu kaufen. Solche Tuschezeichnungen nennt man Aquarelle. Das Wort stammt aus dem Italienischen und hat letztlich seinen Ursprung im lateinischen Aqua, Wasser. Denn die Tuschefarben heißen auch Wasserfarben. Wasserfarben bestehen aus äußerst fein zerteilten Farbteilchen, die in Wasser aufgeschlämmt sind. Diese feinen Farbteilchen nennt man Pigmente. Damit sie aber im Tuschkasten zusammenhalten, muss man sie "binden". Sonst würden sie sich ja mit den anderen Farben vermischen, wenn man den Kasten schief stellte. Das Binden erfolgt, indem man das Bindemittel und die Pigmente in Wasser anrührt. Diese Mischungen werden anschließend in die typischen kleinen Näpfchen des Tuschkastens gegossen. Man lässt dann das Wasser verdunsten. Will man damit malen, so rührt man ein wenig davon mit Wasser an. Deshalb nennt man sie auch Wasserfarben. Man spricht auch gern von "wasserlöslichen Farben". Das ist eigentlich nicht ganz richtig, denn sie lösen sich ja nicht im Wasser, sondern werden nur suspendiert, aufgeschlämmt. Je mehr Bindemittel man dem Pigment zumischt, desto pastenähnlicher wird die Farbe. Man verpackt sie dann noch feucht wie Zahnpasta in Tuben. Damit gefertigte Kunstwerke sind die Gouachen. Die sind viel farbenprächtiger als die Tuschezeichnungen, da die Farben besser decken. Als Bindemittel kommen für uns vor allem Gelatine oder Gummi arabicum
in Frage. Wir haben es auch mit Kartoffelstärke versucht, die wirkt aber nicht so gut.
Pigmente herzustellen ist eigentlich einfach. Zunächst muss man über eine entsprechende Farbstoffmasse verfügen. Das gelingt zum Beispiel durch Ockerbrennen von Eisen(II)-sulfat. Man kann aber auch natürliche Mineralien wie Lapislazuli oder verwitterte Eisenerze nutzen. Darunter gibt es leider eine Reihe von giftigen Substanzen wie das gelbe Auripigment (Arsensulfid As2S3), den orangerotfarbenen Realgar (Arsensulfid AsS bzw. As4S4) oder der rote Zinnober (Quecksilbersulfid HgS). Auch synthetische anorganische Pigmente sind denkbar: Das orangerote Mennige (Blei(II,IV)-oxid Pb3O4) oder das gelbe Cadmiumsulfid CdS. Beide sind ebenfalls sehr giftig. Schwarze Pigmente kann man als Ruß aus dem Ofen kratzen. All diese Substanzen waren früher in den Schultuschkästen gang und gäbe. Wenn man dran denkt, dass die Kinder zum Anspitzen der feinen Pinsel manchmal die Zunge oder Lippen nutzen... Die farbige Substanz wird möglichst fein zerrieben. Um grobe Stücke
abzutrennen, kann man das ganze noch sieben. Die Maler nahmen dazu auch schon mal
feines Gewebe. Heute ist der Stand der Technik: 0,1 µm kleine Partikel! (1 µm
ist ein Millionstel Meter.)
Bild 1: Herstellung von Tuschefarben (Foto: Daggi)
Anschließend stellen wir uns Lösungen der Bindemittel her.
Die Gelatinelösung wird noch warm weiter verwendet. Sie erstarrt nämlich beim Abkühlen zu einem Gel. In dieser Form kann sie aber gut aufbewahrt werden. Allerdings muss sie vor dem Anrühren wieder aufgewärmt werden - am besten in einem heißen Wasserbad. Die Lösung von Gummi arabicum ist übrigens nicht so gut haltbar; sie flockt nach ein bis zwei Tagen aus. Jetzt können wir endlich die Farben herstellen, indem wir die Pigmente mit den Bindemittellösungen mischen.
Bild 2 (Foto: Daggi)
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