Es wird viel darüber nachgedacht, wie man das klimaschädliche CO2 aus der Atmosphäre holen könnte. Viele Erfinder vom Kaliber eines Daniel Düsentrieb machen sich da so ihre Gedanken. Echt genial ist der oft gehörte Einfall, CO2 in Kalkwasser zu leiten und den ausgefällten Kalk zu deponieren: Denn Kalkwasser stellt man bekanntlich her, indem man gebrannten Kalk in Wasser gibt. Und gebrannten Kalk gewinnt man durch energieaufwändiges Brennen von Kalkstein (CaCO3). Über die Bilanz dieses Verfahrens kann man ja mal eine Facharbeit schreiben lassen… Das ebenfalls in Erwägung gezogene schlichte Auswaschen von CO2 aus der Luft besorgen bislang noch die Ozeane. Seriöser ist deshalb die Idee, CO2 durch Abkühlen der Luft auszufrieren. Was jedoch macht man dann mit dem so abgetrennten CO2? Man kann es deponieren - zum Beispiel in unterirdischen Kavernen (Bergwerken oder ausgebeuteten Salzlagern). Damit jedoch verschiebt man nur das eigentliche Problem auf später - wie bei der Entsorgung von „Atommüll“. So hat mich jemand ernsthaft gefragt: „Wie wäre es, wenn man das abgetrennte CO2 reduzieren täte - zum Beispiel zu unschädlichem Kohlenstoff?“ Das geht - aber nur mit starken Reduktionsmitteln. Ein denkbares wäre Magnesium.
Bild 1: Ergebnis von Versuch 1. Man erkennt die Rußablagerungen an der Glaswand
Nun zu den chemischen Abläufen. Das weiße Pulver ist Magnesiumoxid MgO, der schwarze Rückstand, der beim Abschrecken der Flamme an der Glaswand entstanden ist, ist Kohlenstoff. Somit können wir die Reaktion mit der folgenden Gleichung beschreiben. Zu den Nachweisen: Frisch gefälltes MgO bildet mit Wasser eine Lauge. Diese enthält Hydroxid-Ionen, welche bewirken, dass sich die Phenolphthaleinlösung rosa färbt. MgO zersetzt sich deshalb auch leicht in Salzsäure. Es bildet sich leicht lösliches Magnesiumchlorid. Zurück bleibt der schwarze Kohlenstoff, den wir wieder zu CO2 verbrennen können. Fazit: Magnesium hat tatsächlich dem Kohlenstoff seinen Sauerstoff entrissen. Man muss übrigens davon ausgehen, dass sich nicht nur Kohlenstoff gebildet hat, sondern dass auch Magnesiumcarbide entstanden sind. Das wollen wir hier aber nicht weiter berücksichtigen.
Um den Wert der Reaktionswärme zu ermitteln, müssen wir zunächst die Oxidationen der Reaktionspartner getrennt betrachten. Da wir bei konstantem Druck gearbeitet haben, sprechen wir besser von der Reaktionsenthalpie. Dabei müssen wir auch noch beachten, dass die Reaktionsenthalpie von der Menge der umgesetzten Stoffe abhängt. In den folgenden Gleichungen beziehen wir die Enthalpie auf 1 Mol des oxidierten Elements (kJ/mol). Deshalb benutzen wir in Gleichung (5b) auch die umstrittene Schreibweise ½ O2. Es ist für viele Leute überraschend, dass bei der Oxidation von Kohlenstoff nur halb so viel Wärme freigesetzt wird wie bei Magnesium. Wenn wir die Reaktionsenthalpie für die Reaktion (2) ausrechnen wollen, müssen wir die Gleichungen (5a) und (5b) kombinieren. Dazu sind die Gleichungen etwas zu verändern. Zunächst stellen wir die Gleichung (5a) so um, dass sie jetzt einen endothermen Prozess beschreibt. Denn die Reduktion von CO2 ist ein Prozess, der Energie verbraucht. Außerdem multiplizieren wir (5b) mit 2, da wir ja pro Mol CO2 zwei Mol Magnesium benötigen. Dann haben wir aber auch die doppelte Enthalpie. Die definieren wir als kJ/Formelumsatz. Diese beiden Gleichungen addieren wir. Dabei gehen wir wie beim Bearbeiten einer mathematischen Gleichung vor. Das Symbol O2 für Sauerstoff tritt in Gleichung (7) links und rechts auf; deshalb können wir es eliminieren. Entsprechend mathematisch behandeln wir auch die Energiewerte. Es resultiert die Gleichung (8), die der Gleichung (2) entspricht. Die Reaktionsenthalpie für den Formelumsatz in Gleichung (2) beträgt also 810 kJ. Vergleichen wir diesen Wert mit der Reaktionsenthalpie in Gleichung (6b), so fällt auf, dass der Wert in (8) deutlich kleiner ist. Das ist nicht weiter verwunderlich, da der Sauerstoff von vornherein gebunden vorliegt und Energie aufzuwenden ist, um ihn dem Kohlenstoff zu entreißen.
Die Reaktionsgleichung ist: Die Reaktion wird wohl so ablaufen, dass durch die Hitze des brennenden Magnesiums das Calciumcarbonat wie beim Kalkbrennen in CaO und CO2 gespalten wird (-> Gleichung (1)). Das freigesetzte CO2 reagiert wie in Gleichung (2) beschrieben weiter.
Ist das etwa ein Perpetuum Mobile, also ein Vorgang, der abläuft, ohne Energie zu verbrauchen, und der dabei sogar noch Energie erzeugt? Nein! Denn überlegen wir einmal, welchen energetischen Aufwand es allein bedarf, um Magnesium durch Elektrolyse aus den Schmelzen seiner Salze zu gewinnen! Mit Magnesium gegen CO2, den Klimakiller Nummer 1, angehen zu wollen, ist deshalb eine Schnapsidee - eben ein echter Aprilscherz.
Es sei denn, man setzt auf Atomenergie…
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