Gelatine Fix – gelingt garantiert? Sabine Streller
Kochen und backen ähnelt der Arbeit im Labor – man sollte den Versuchsvorschriften genau folgen. Beim Backen dieser Torte habe ich das aber nicht vollständig eingehalten, sondern für die Füllung Saft, Quark und Sahne mit Zucker verrührt und anschließend ein Gelatine-Pulver eingerührt, das nicht erwärmt werden muss (Handelsnamen „Sofort-Gelatine“ oder „Gelatine Fix“). Beim Aufräumen fiel mein Blick auf die Rückseite der Verpackung und dort stand in roter Schrift: Achtung! Zucker erst ganz am Schluss einrühren! Das hatte ich aber nicht beachtet. Würde die Füllung nun nicht fest werden? Bild 1: Tortencreme mit „Gelatine Fix“ verdickt
Eine der wichtigsten Eigenschaften von Gelatinelösungen ist ihre Fähigkeit, im Warmen wasserlöslich zu sein und bei Abkühlung wieder zu erstarren. Man nennt diese Eigenschaft thermoreversibel. Wird die Lösung abgekühlt, dann nimmt die Viskosität der Lösung zu, bis sie schließlich ein Gel bildet. Diese Eigenschaft nutzt man in der Küche zur Herstellung von Sülzen, Aspik, Geleespeisen und eben auch von Tortenfüllungen. Der Vorteil von Sofort-Gelatine liegt darin, dass sich die Gelatine bereits in kaltem Wasser löst und somit die zu gelierende Speise nicht erwärmt werden muss. Der Namenszusatz „Sofort“ oder „Fix“ bezieht sich dagegen nicht auf das Gelierergebnis selbst: Auch damit behandelte Speisen müssen einige Stunden gekühlt werden, damit die Gelierwirkung einsetzt und die Speisen fest werden. Klick mich an! Bild 2: Gelatine und Sofort-Gelatine im Vergleich
Auffällig bei der Verarbeitung ist, dass sich Sofort-Gelatine nicht so gut löst und die Lösung leicht trüb bleibt. Auch ist das Gel nicht so klar wie bei der Verwendung der „klassischen“ und unter Erwärmung gelösten reinen Gelatine. Da der Radius der Kugel r, die Fallbeschleunigung g, die Dichte der Kugel ρK, die Dichte der Flüssigkeit/des Gels ρFL sowie die Strecke bei jeder unserer Messung gleich sind, bleiben am Ende die Größen Viskosität η und die Zeit t, die einander proportional sind. Mit unserem selbstgebauten Kugelfallviskosimeter werden wir keine Literaturergebnisse erzielen, zum Vergleich untereinander sollte es sich aber eignen. Der Einfachheit halber messen wir also die Zeit und vergleichen diese miteinander, um die Viskosität der Proben abschätzen und so vergleichen zu können. Da die Viskosität von der Temperatur abhängig ist (je wärmer ein Gel wird, desto flüssiger wird es), müssen wir unsere Messung bei einer definierten Temperatur vornehmen. Versuch 1: Ermittlung einer geeigneten Gelatinekonzentration zur Viskositäts-messung Material: 5 x 150-ml-Bechergläser, 100-ml-Messzylinder, „Gelatine Fix“, Waage, kleines Becherglas zum Abwiegen, Spatel, 5 gleichhohe 100-ml-Messzylinder aus Glas, zum Messzylinder passende Stahlkugel, Pinzette, Stoppuhr Je 100 ml werden in die Bechergläser gefüllt. In jedes Becherglas wird unter Rühren eine Portion Gelatine Fix (1,0 g, 1,5 g, 2,0 g, 2,5 g, 3,0 g) gemischt und so lange gerührt, bis sich die Gelatine vollständig gelöst hat. Jede Gelatinelösung wird nun in ein hohes Glasgefäß gegossen und über Nacht im Kühlschrank gekühlt.
Die Messung erfolgt unmittelbar, nachdem die Proben aus dem Kühlschrank entnommen wurden. Dazu wird die Stahlkugel mit einer Pinzette vorsichtig auf die Oberfläche des Gels gelegt. Sobald die Kugel vollständig eingesunken ist und die erste Markierung (90 ml Marke) erreicht hat, wird mit der Zeitnahme begonnen. Die Zeit wird gestoppt, wenn die Kugel die 10 ml Marke erreicht hat. Bild 3: Vorprobe zur Viskositätsmessung
Ergebnis:
Das Ergebnis zeigt, dass die Viskosität von der Konzentration abhängt. Ist die Konzentration der Gelatine zu gering, kann die Zeit kaum fehlerfrei gemessen werden. Ist die Konzentration zu hoch, sinkt die Kugel nicht gleichmäßig, sondern bewegt sich ruckartig. Die Messung kann ebenfalls nicht gut erfolgen, da sich die Kugel gleichförmig durch die Gelatine bewegen sollte. Nach weiteren Versuchen haben wir uns für eine Konzentration von 2,3 g Gelatine-Fix in 100 ml Wasser entschieden. Wir konnten feststellen, dass die Kühldauer (5 Stunden oder über Nacht) einen erheblichen Einfluss auf die Festigkeit des Gels hat. Ebenso ist eine sehr genaue Einwaage erforderlich, denn kleine Schwankungen haben großen Einfluss auf die Gelbildung. Außerdem ist es wichtig, sehr kräftig und einige Minuten das Gel-Fix-Pulver in das Wasser einzurühren, damit sich keine Klümpchen bilden. Wir empfehlen einen Magnetrührer oder einen Schneebesen.
Das Ergebnis zeigt, dass die Viskosität in beiden Mischungen nahezu gleich ist. Wir haben mehrere Messungen durchgeführt und können insgesamt keinen Unterschied in der Gelierfähigkeit von „Gelatine Fix“ ausmachen – egal ob der Zucker vor oder nach Zugabe des Gelatine-Pulvers hinzugefügt wurde. Und tatsächlich ist auch meine Torte gelungen und alle Sorge war umsonst.
Danksagung: Mein Dank geht an Fabian Stollin, Nicole Schrader und Albert Leschber für ihre tatkräftige Unterstützung.
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