Sonnenlicht, Wasser und Sauerstoff - die perfekte Bleichmischung für Farben

(Foto: Blume)

Früher war es üblich, gewaschene weiße Wäsche zum Bleichen im Sonnenlicht auszubreiten. So wurde die Landschaft um Siedlungen durch Wiesen geprägt, auf denen die großen Wäschestücke lagen.
Die vormals weiße Wäsche war schon lange nicht mehr weiß und wurde auch durch das Waschen in noch so starken Laugen nicht mehr heller. Die Wäsche behielt einen gelblichen Schimmer - das ist der bekannte Gilb aus der Werbung des letzten Jahrhunderts.
Beziehungsreiche Ortsnamen wie Windelsbleiche in der ehemaligen Leinenstadt Bielefeld erinnern daran, dass auch frisch hergestelltes Leinen auf diese Art gebleicht wurde.


Was passiert beim Bleichen?
Farbstoffe sind ungesättigte Verbindungen. Deren Doppelbindungen werden durch UV-Strahlung oder von sichtbarem Licht angeregt. Damit werden sie für den Sauerstoff angreifbar. Der oxidiert und zerstört so den farbigen Schmutz. Dieser wird damit farblos.

Wenn man die Stücke zum Bleichen noch feucht auslegt, fördert das den Bleichvorgang. Auch hier spielt die UV-Strahlung der Sonne eine Rolle: Sie spaltet Wassermoleküle und bildet dabei OH-Radikale, die die Doppelbindungen der Farbstoffe angreifen. (Übrigens ist auch das Sauerstoffmolekül ein Biradikal.)

Andererseits sind immer OH-Radikale in der Luft vorhanden. Die werden in der Stratosphäre gebildet und gelangen vor allem bei Schönwetter-Hochdrucklage zum Boden. Hier sind sie vor allem bei der bodennahen Ozonbildung beteiligt. Ozon selbst ist ebenfalls ein hervorragendes Bleichmittel.

Wir sehen, dass sich die Wechselwirkungen zwischen Wasser, Sauerstoff und Strahlung einerseits und dem farbigen Schmutz andererseits verstärken - ein schönes Beispiel für Synergie in der Natur.

Das alles gilt übrigens für die Farbstoffe allgemein. Aus diesem Grunde bleichen viele Farben in der Sonne aus. Das besonders effektive Ausbleichen feuchter, blonder Haare ist ebenfalls darauf zurückzuführen.


Heute verlässt man sich auf Waschmittel-Zusätze
Heute hat man keine Zeit mehr zum Auslegen von Wäsche auf der Wiese. Man bleicht chemisch, letztlich mit Peroxiden, die in den Waschmitteln enthalten sind. Weiterhin gibt man bestimmte Substanzen, die optischen Aufheller, zum Waschmittel. Die ziehen wie ein Farbstoff auf die Fasern auf. Die Bezeichnung gibt Aufschluss über ihre Funktion: Sie sind farblose, allerdings fluoreszierende Stoffe, die das unsichtbare UV der Sonne in sichtbares Blau umwandeln. Das Blau überstrahlt den Gilb und löscht ihn aus.


In den USA gilt der Gilb als schick
Die Amerikaner mögen die reinweiße Wäsche der Europäer nicht. Ihr Gilb sieht allerdings eher etwas aus wie die Farbe von Ahornsirup. Das ist eine Erinnerung an die alten Pionierzeiten ("Go west!"). Das sieht der deutsche Schüler, der zum Austausch in den USA war. Wenn er nach Hause kommt und seine Mutter seine mitgebrachte Wäsche neben die auf deutsche Art gewaschene, strahlendweiße legt, fällt der Farbunterschied deutlich auf.

Das betrifft nicht nur die Wäsche, sondern auch das Papier. Klicke hier.


Weitere Texte zum Thema „Wasser“


Diese Seite ist Teil eines großen Webseitenangebots mit weiteren Texten und Experimentiervorschriften auf Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie.
Letzte Überarbeitung: 26. September 2008, Dagmar Wiechoczek