Wie kommt die Milch in die Kuh?

Um an die Milch der Kühe zu kommen, werden sie einfach gemolken. Aber wie kommen die Kühe an die Milch?

(Foto: Dani)

Auch wenn man sich das so vorstellt, aber nicht jede Kuh hat automatisch einen prall mit Milch gefüllten Euter. Bei den Kühen ist es wie bei den Menschen, erst wenn der Nachwuchs geboren wird, setzt die Milchbildung ein. Kühe sind mit 2-3 Jahren soweit, dass sie kalben können. In der Fachsprache sagt man, die Kühe werden "milchend". Nach der Geburt des Kalbes beträgt die Zeit, in der sie Milch geben (Lactaktionsperiode) 270-300 Tage. Das ist aber nur relativ, denn es gibt auch Kühe, die viel länger, sogar über Jahre, ohne erneutes Kalben Milch geben können.

Die Bildung der Milch erfolgt direkt im Euter. Darin befinden sich Millionen von kleinen Hohlräumen, den Drüsenbläschen oder Alveolen. Mehrere Alveolen bilden zusammen ein Drüsenläppchen. Die Alveolen sind innen mit Milchbildungszellen (Epithelzellen) ausgekleidet und außen von Blutkapillaren umspannt. Von den Alveolen (innen) führen mehrfach verzweigte Kapillaren in größer werdende Milchkanäle, die dann in einem Hohlraum über der Zitze, der Euterzisterne, enden. Die Euterzisterne (sie kann bis zu 400 mL Milch fassen!) geht wiederum in die Zitzenzisterne über, an die sich der Strichkanal anschließt. Der Strichkanal befindet sich in der eigentlichen Zitze, die der Bauer oder die Melkmaschine bearbeitet, um an die Milch zu kommen.

Durch Hormone (vor allem von Prolactin) gesteuert, werden mit dem Blut nun die Ausgangsstoffe der Milch wie z. B. Glucose und Aminosäuren zu den Epithelzellen transportiert. Dort wird die Milch gebildet und dann in den Alveolen gesammelt.
Durch die laufend entstehende Milch steigt natürlich der Milchdruck im Euter allmählich an. In dieser Phase passieren nur noch Milchzucker, Mineralstoffe und Vitamine die semipermeable (halbdurchlässige) Membran der Alveolen, während Fett und Eiweiß zurückgehalten werden. Regt das Kalb nun das Euter durch anstubsen an oder wird durch "Anrüsten" mit einem warmen Lappen das saugwillige Kalb vorgetäuscht, so strömt das Hormon Oxytocin in die Blutbahn ein und sorgt dafür, dass die Milch in die Gänge gedrückt wird. Oxytocin wirkt kontraktionsauslösend (zusammenziehend) auf die glatte Muskulatur der Milchdrüse. Der dadurch bewirkte Milchfluss erniedrigt den Milchdruck in den Alveolen, wodurch auch Fett und Eiweiß aus den Epithelzellen abgegeben werden können. Dieser Vorgang erklärt auch, warum sich die Zusammensetzung der Milch während des Melkens ändert.
Das ausgeschüttete Oxytocin bewirkt etwa eine Melkbereitschaft für 8-10 Minuten. Innerhalb dieser Zeit muss zügig gemolken werden. Wichtig ist, dass das Euter vollständig entleert wird, verbleiben nämlich Milchreste im Euter, so geht die Milchbildung allmählich zurück.

Die erste Milch nach dem Kalben hat einen besonderen Namen, sie heißt Kolostralmilch. Sie hat eine gelbrötliche Farbe, ist reicher an Eiweißstoffen, Salzen und Vitaminen und ist wasserärmer als die spätere "normale" Milch. Sie sollte dem Kalb zustehen, welches in der Regel schon nach einem Tag von der Mutter getrennt wird. Das ist notwendig, damit die nachfolgende Milch für den Menschen genutzt werden kann. Kolostralmilch darf übrigens nicht in den Handel gebracht werden.
Bei allen späteren Melkvorgängen werden die ersten Milchstrahlen getrennt aufgefangen, um sie auf eventuelle Klumpenbildung und auf Eiter zu kontrollieren. Möglicherweise ist diese Milch, u. a. durch die Stallumgebung, stark bakteriell infiziert, was für den Menschen sehr gefährlich werden kann. Deshalb ist diesbezüglich große Vorsicht geboten und eine mikrobiologische Untersuchung der Milch notwendig.

Wie du sicher weißt, erfordert das Melken von Hand ein gewisses Geschick. Falls du schon mal eine Kuh gemolken hast, weißt du, was damit gemeint ist. Während das Kalb mit einem Unterdruck bis 550 mm Hg-Säule saugt, arbeitet der Melker mit einem Überdruck von 900 mm Hg-Säule (Normaldruck: 760 mm Hg-Säule). Melkmaschinen arbeiten mit Über- und Unterdruck im regelmäßigen Takt.

Damit der Melker das Euter nicht mit den Bakterien seiner Hand infiziert und um Verletzungen vorzubeugen, reibt er sich seine Hände vor dem Melkvorgang mit einer bakteriziden Spezialvaseline ein.

Die gewonnene Milch ist kühl und dunkel aufzubewahren. Dabei ist besonders darauf zu achten, dass sie nicht mit kupferhaltigen Gegenständen in Berührung kommt, da schon Spuren von Kupfer ausreichen, um Methional zu bilden.

Methional: CH3-S-CH2-CH2-CHO

Methional wird auch gebildet, wenn du die Milch der direkten Sonne aussetzt. Es kommt zum typischen "Lichtgeschmack".

Bleibt noch die Frage, wie viel Milch denn eine gute Kuh jährlich produziert. Haltet euch fest: Im Jahre 2005 betrug die durchschnittliche Milchleistung in NRW 8081 l pro Kuh! Die besten Kühe stehen im Kreis Minden-Lübbecke; sie produzieren jährlich durchschnittlich 8885 l.


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Letzte Überarbeitung: 11. April 2007, Dagmar Wiechoczek