Immer wieder wird gesagt, dass Stickstoff chemisch "wie ein toter Hund reagiert", also gar nicht. Deshalb dient er ja auch als konservierendes Schutzgas in der Lebensmittelindustrie und anderswo. Dabei soll er den Zutritt von hochreaktivem Sauerstoff verhindern. Wenn man ihn dennoch zur Reaktion überreden will, muss man viel Energie aufwenden (wie zum Beispiel durch Gewitterblitze bei der so genannten Luftverbrennung). Oder man hat geeignete Katalysatoren hinzuzugeben. So macht es die Industrie, wenn sie zum Beispiel aus Stickstoff und Wasserstoff Ammoniak herstellt. Das ist das bekannte Haber-Bosch-Verfahren. Die Pflanzen haben einen viel eleganteren Weg gefunden: Sie nutzen die Fähigkeit vieler, mit ihnen zusammen lebender Bakterien aus, schon bei Zimmertemperatur den Stickstoff der Luft mit Hilfe eines ausgeklügelten enzymatischen Syntheseapparats zu binden ("fixieren"). Den auf diese Weise chemisch verfügbar gemachten Stickstoff benötigen die Pflanzen zum Aufbau ihrer Biomasse - Proteine, Nucleotide und Nucleinsäuren sowie viele Vitamine. Aber auch andere Inhaltsstoffe wie schützende giftige Alkaloide sind hier zu nennen. Die Bakterien beziehen dafür von den Pflanzen als Belohnung leckeren Zucker. Wir können aber auch im Schullabor vorführen, wie der Stickstoff zur Bindung gezwungen werden kann. Dabei hilft uns Magnesium, das wir schon früh als ein sehr gut brennendes Metall kennen gelernt haben (zum Beispiel aus dem Tipp des Monats). Für uns ist wichtig: Magnesium reagiert beim Verbrennen nicht nur mit dem Sauerstoff, sondern auch mit dem Stickstoff der Luft. 2 Mg + O2 > 2 MgO + Energie 3 Mg + N2 > Mg3N2 + Energie Das zeigen wir anhand des folgenden Versuchs.
Bild 1: Brennende Magnesiumspäne
Bild 2: Links: Magnesiumoxid
Bild 3 (Foto: Daggi)
Mg3N2 + 6 H2O > 3 Mg(OH)2 + 2 NH3 NH3 + H2O > NH4+ + OH- Übrigens hat man früher tatsächlich auf diese Weise Ammoniak hergestellt. Das war ein teures Verfahren, da man ja zuvor durch Schmelzflusselektrolyse Magnesium gewinnen musste! Bleibt noch die Frage, warum der Haufen nach dem Verbrennen so merkwürdig geschichtet ist: Außen sieht man deutlich das weiße Oxid, innen das gelb-graue Nitrid. Und das, obwohl in der Luft doch vier Mal mehr Stickstoff vorhanden ist als Sauerstoff! Der Grund ist: Die Reaktion mit Sauerstoff ist bevorzugt, weil sie mehr Energie freisetzt. Erst wenn der Sauerstoff verbraucht ist, bekommt auch der Stickstoff seine Chance - und das ist mitten drin im Haufen. Die Reaktion zwischen Stickstoff und Magnesium führt übrigens auch zu interessanten Verwirrungen. Wenn man z. B. den quantitativen Umsatz bei der Verbrennung von Magnesium berechnen will, kommt immer zu wenig heraus – wenn man fälschlicherweise nur von Magnesiumoxid ausgeht. Klicke hier.
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