Was genau passiert bei der Flammenfärbung von Buntfeuer? Rüdiger Blume
Was wäre ein Feuerwerk ohne Flammenfärbung? Bild 1: Nachbarliches Neujahrs-Feuerwerk 2018
Grundlage dafür ist, dass bestimmte Salze und Metallverbindungen beim Erhitzen in einer offenen Flamme typische Farben zeigen. Man spricht von Buntfeuer. Die Flammenfärbung ist darüber hinaus eine wichtige Vorprobe bei chemischen Untersuchungen. Dazu erhitzt man eine Stoffprobe mit Hilfe eines Magnesia-Stäbchens oder eines Platin-Drahts mit einem Bunsenbrenner. (Wie man das am besten macht, erklären wir hier). Bild 2: Kalium-Flammenfärbung
Viele Anfragen beschäftigen sich daher mit der Flammenfärbung. Der Schwierigkeitsgrad der Fragen geht von einfach bis kompliziert. Fangen wir beim Einfachen an: Frage einer Siebtklässlerin: Frage einer Siebtklässlerin: Wir haben ein rätselmärchen gelesen, welches wir nicht lösen können: eine böse hexe hält dich gefangen, sie hat 2 weisse salze, kaliumiodid (hochgiftig!) und natriumchlorid. Die lösung eines der beiden salze muss man trinken, man darf die lösung selber herstellen und verwendung von 3 geräten und wasser. Können sie mir auf die sprünge helfen? Ich weiss nicht weiter! Antwort: Die beiden Salze lassen sich mit Hilfe der Flammenprobe über ihre Kationen sehr einfach unterscheiden (Natrium: leuchtend gelbe Flammenfärbung, Kalium: violett). Als die drei Geräte empfehle ich daher: Gasflasche, Brenner und Magnesia-Stäbchen.
Zurück zum Thema: Das Leuchten von energetisch angeregten Substanzen hat der dänische Physiker Niels Bohr untersucht. Er hat sein bekanntes, nach ihm benanntes Atommodell hinsichtlich des Licht-Absorptions/Emissions-Verhaltens von Wasserstoff entwickelt, also von Gasen. Dabei ging er von freien Atomen aus. Licht wird nach seiner Theorie von freien Atomen ausgestrahlt, wenn ihre Elektronen von höheren Energie-Niveaus auf tiefere fallen. Die Energiedifferenz ist die Energie des abgestrahlten Lichts. Sie ist abhängig von der Wellenlänge λ bzw. der Frequenz ν des Lichts: E = h · c / λ = h · ν (h = Plancksches Wirkungsquantum; c = Lichtgeschwindigkeit) Umgekehrt wird Licht der gleichen Wellenlängen vom Atom absorbiert. Soweit – so gut. Jetzt tritt für Schüler aber eine Verständnis-Schwierigkeit auf: Sie werden erstmals mit diesen Lichtemissionen konfrontiert, indem sie nicht Gase, sondern feste Salze von Alkali- oder schwereren Erdalkalimetallen (bzw. deren Lösungen) in einer Brennerflamme erhitzen. Dass dies ein Problem ist, zeigen immer wieder diesbezügliche Anfragen von Schülern.
Wo aber kommen beim Erhitzen von Salzen die Elektronen für die Metall-Kationen her? Punktuell werden in einer Brennerflamme weit über 2000 °C erreicht. Das reicht aus, um auch Salze zu verdampfen. So bilden sich z. B. nachweislich gasförmige NaCl-Moleküle. Dabei wird diejenige Redoxreaktion, die zur Bildung des Salzes führte, umgekehrt. (1) Bildung aus den Elementen: Na + ½ Cl2 ———> Na+ + Cl- + Energie (2) Flammenfärbende Rückreaktion: Na+ + Cl- + Wärme-Energie ———> (über Na-Cl) ———>Na + ½ Cl2 + Lichtenergie Diese Reaktionen laufen auch im Feuerwerk ab. Die Hitze dazu liefern Nitrate und andere, leicht entzündliche oder verbrennungsfördernde Substanzen.
Bild 3: Beilsteinprobe
Auch beim Kupfer müssen zur Erzeugung von Buntfeuern gasförmige Ionen bzw. -Verbindungen vorliegen. Kupfermetall selbst zeigt deshalb beim Erhitzen keine Flammenfärbung, sondern nur die Strahlung eines erhitzten, sogenannten Schwarzen Strahlers. Cu-Oxid könnte sehr wohl eine Flammenfärbung zeigen; die Konzentration von Cu-Oxid sowie von Kupfer-Ionen ist im Dampf aber zu gering, als dass eine Flammenfärbung zu erkennen wäre. Grund: Das beim Erhitzen an der Luft entstehende Kupfer-Oxid haftet so stark auf dem Metall, dass nichts verdampft. Außerdem ist Kupfer-Oxid sehr stabil; der Sauerstoff zeigt keine Tendenz, seine Elektronen an das Kupfer-Kation zurückzugeben, wodurch die Flammfärbung entstehen könnte. Das gilt auch für Kupfer(II)-sulfat-pentahydrat, das beim Erhitzen in der Brennerflamme keine merkliche blaugrüne Färbung hervorruft. Dessen Sulfat-Anion ist so stabil, dass kein Elektronenaustausch mit dem Kupfer-Ion stattfindet. Es dampfen eher Wassermoleküle, Schwefelsäure oder SO3 ab. Zurück bleibt wieder CuO. Anders ist das bei den leichter verdampfenden Kupfer-Halogeniden wie CuCl2, das bereits in kleinen Konzentrationen einen starken Leuchteffekt zeigt. Es laufen dabei Reaktionen wie beim NaCl beschrieben ab. Aus diesem Grunde gibt man bei der Flammprobe zu Kupfermetall sowie zu nicht halogenischen Kupfersalzen wie dem Sulfat bzw. Kupfer-Verbindungen wie dem Oxid etwas Salzsäure hinzu. Zur Beilsteinprobe: Diese dient zum Nachweis von halogenierten organischen Verbindungen wie dem PVC. Dabei werden beim Erhitzen HCl-Moleküle abgespalten, die mit Kupfer bzw. CuO unter Bildung von flüchtigem Cu-Chlorid reagieren.
Bild 4: Emissions-Spektrum von Natrium Das Auftreten von Linien erklärte Niels Bohr wie folgt: Wären die Elektronen beliebig um ein Atom verteilt, so wäre ein kontinuierliches Spektrum die Folge. Da sie aber bestimmte von der Natur vorgeschriebene Bahnen (Orbitale) einnehmen, sind auch die Energiedifferenzen vorgegeben. Diese Energiepäckchen nennt man Quanten. Niels Bohr hat aus diesem spektralen Verhalten auf das Vorliegen von definierten Bahnen geschlossen und konnte so sein Atommodell entwickeln.
Diese Seite ist Teil eines großen Webseitenangebots mit weiteren Texten und Experimentiervorschriften auf Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie. Letzte Überarbeitung: 16. Januar 2018, Fritz Meiners |