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Bild 1 (Foto: Blume) |
Wie Meeresorganismen die Atmosphäre vom CO2 befreien halfen (und
noch helfen)
Experimente:
Versuch: Versuche um Kohlenstoffdioxid und Wasser
Schon im Präkambrium wurde die Erde vom Treibhauseffekt bedroht
Vor 1 bis 2 Milliarden Jahren bestand die Erdatmosphäre nur aus Stickstoff,
Wasserdampf und Kohlenstoffdioxid. Da war die gerade entstandene Erde noch richtig
heiß. (Bei vulkanischen Ausbrüchen kann der Anteil von CO2 an den ausgestoßenen
Gasen auch heute noch 50 % und mehr betragen!) Die CO2-Konzentration war 200- bis
1000-mal so hoch wie heute! Unter diesen Bedingungen hätten wir auf der Erde fast
Verhältnisse wie auf der Venus: Eine Atmosphäre ohne Sauerstoff und 500 °C heiß.
Wo ist das CO2 der Frühzeit geblieben? Lösen in den Meeren reicht nicht aus. Denn
die Meere binden durch Lösung nur etwa das Sechzigfache der heutigen
atmosphärischen Konzentration.
Woher die Kalksedimente stammen
Die Geologie hilft weiter: Seit dieser Zeit finden wir ungeheure (viele Kilometer
mächtige) Sedimentablagerungen aus Kalk CaCO3 und Mischcarbonaten wie Dolomit
CaCO3 · MgCO3 (aus dem das Gebirge der Dolomiten besteht) oder Eisenspat FeCO3.
Aber auch Schwermetalle wie Zink oder Kupfer bilden Carbonate. Hat das alles etwas
mit dem fehlenden CO2 zu tun?
Im Meer, das damals eine gesättigte HCO3--Lösung war, leben
Algen (genau: Blaualgen). Sie waren mit die ersten höheren Lebewesen überhaupt. Wir wissen: Sie
binden CO2 im Verlauf der Fotosynthese.
Was passiert aber, wenn aus einer gesättigten HCO3--Lösung
CO2 entfernt wird (-> Versuch)? Es bilden
sich Carbonat-Ionen.
2 HCO3- > CO32- + CO2 (fixiert) + H2O
Das Carbonat-Ion reagiert mit den weitverbreiteten Calcium-Ionen zu Kalkstein:
Ca2+ + CO32- > CaCO3
Daneben entstehen auch Magnesium- und Eisen(II)-carbonat. Wir sehen, dass bei der
Fixierung von einem Molekül CO2 durch Wasserpflanzen immer ein zweites Molekül
CO2 als Kalkstein, Dolomit oder Eisen(II)-carbonat ausgefällt wird.
Da dies direkt in der Nachbarschaft der Algen passierte, haben diese rasch gelernt,
sich einen eigenen Lebensraum aus dem Kalk zu schaffen; es bildeten sich richtige
Riffe aus kissenartigen Kalkalgen-Kolonien, die typisch für Formationen der
Erdfrühzeit wie dem Kambrium sind. Man kann die runden, kissenartigen
Schichtgesteine im eiszeitlichen Geschiebe aus Skandinavien finden. (Rezent
gibt es diese Kalkalgenkolonien heute noch an vereinzelten Stellen vor
Westaustralien; man nennt sie auch heute noch Stromatolithen.)
Bild 2: Fossiler Stromatolith aus dem Ordovicium.
Aufgelesener Stein vom Ostseestrand (Durchmesser 12 cm)
(Foto: Blume)
Diese Vorgänge der "doppelten CO2-Fixierung" beobachtet man auch bei der
Bildung von Kalktuff z. B. in der Schwäbischen Alb oder in Italien. Hier fällt der Kalk bei
Kontakt mit fotosynthetisierenden Landpflanzen aus, deren Blätter und Halme sich
daher im Tuff als Abdrücke wiederfinden lassen. Die erkennt man deutlich auf dem folgenden Bild,
das Steine eines klassisch-römischen Bauwerks in Side/Anatolien zeigt.
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Bild 3: Biogenes Tuffgestein als Baumaterial (Anatolien/Türkei)
(Foto: Blume) |
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Bild 4: Fische im Roten Meer
(Foto: Rosi Raimund) |
Hinzu kamen später noch andere, Kalk und Dolomit einbauende Tierformen wie die
Kreide bildenden "Kreidetierchen", aber vor allem die Korallen und vielen Schalentiere
wie Tintenfische (Ammoniten, Belemniten, Nautileen), Schnecken und vor allem die
Unmengen an Muscheln und Armfüßer (Brachiopoden).
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Bild 5: Links: Ammonit aus England (Dactylioceras)
Rechts: Hexakoralle (Eifeldevon) (Fotos: Blume) |
Zu den Fossilien und ihrer Chemie haben wir eine besondere Webseitengruppe.
Fossile Brennstoffe als weitere CO2-Senken
Denkt man daran, dass dazu noch sich eine ungeheure Menge an Biomasse in fossile
Rohstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas sowie Kerogen als Vorstufe von Erdöl und
Erdgas (-> Ölschiefer) umgewandelt hat, kann man wirklich feststellen: Das CO2 der
Frühzeit wurde "im Felsen versiegelt" (so der Titel eines ZDF-Films).
Die moderne Atmosphäre wurde von Pflanzen geschaffen
Mit dem Wachstum der Algen bildete sich vor etwa 500 Millionen Jahren die
Atmosphäre um, die bis dahin vulkanischen Ursprungs war. So, wie sie heute ist,
wurde sie von den Pflanzen geschaffen.
Denn: Bei der Entnahme von CO2 aus dem Meerwasser stellte sich rasch ein Defizit
ein, das durch erneute Lösung von atmosphärischem CO2 ausgeglichen wurde.
Damit reduzierte sich im Verlaufe dieser doppelten CO2-Fixierung auch der
CO2-Gehalt der Atmosphäre. Es wurde sozusagen CO2 gegen Sauerstoff
ausgetauscht. Der Treibhauseffekt fand nicht statt.
Heute produzieren wir mehr CO2 als fixiert wird
Heute ist das CO2 nicht mehr im Felsen versiegelt. Beim Nutzen der Kohle oder des
Erdöls als fossile Brennstoffe, als Reduktionsmittel der Metallurgie oder zu anderen
chemischen Zwecken wird das Gas wieder freigesetzt. Hinzu kommt die ungehemmte
Nutzung der Carbonatsedimente etwa zur Baustoffgewinnung oder bei der
Abgasreinigung (Entschwefelung der Abgase von Kraftwerken nach dem
Kalksteinverfahren), wobei auch hier das fixierte/gebundene CO2 der Erdfrühzeit
freigesetzt wird.
Dazu vergiften wir die Meere und holzen die Wälder ab
und zerstören weltweit Pflanzenwuchsregionen. Dadurch steigt die Konzentration vom
CO2 weit über den über Jahrmillionen hinweg eingependelten
Gleichgewichtswert. Das Gas reichert sich zunehmend in der Atmosphäre an.
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