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Bild 1: Geode (Durchmesser 10 cm) mit einem Ammoniten (Dactylioceras tenuicostatum; Schwarzjura Epsilon)
(Foto: Blume)


Einleitung zur Webseitengruppe Fossilien

Geologie ist wörtlich übersetzt die Lehre von der Erde (griechisch gäa oder ge, die Erde bzw. Erdgöttin). Geologie ist die Wissenschaft von der stofflichen Beschaffenheit und deren Veränderungen, vom Bau und von der Geschichte der Erde.


Was sind Paläontologie und Fossilien?
Fossilien sind versteinerte Lebensspuren, die man im Boden findet (lat. fodere, graben; fossilis, das aus dem Boden Gegrabene).

Die Wissenschaft um die Fossilien ist die Paläontologie (vom griechischen palaiós, alt; logos, Wort, Beschreibung, Lehre; also die „Lehre vom alten Seienden“). Sie ist eine im allerbesten Sinne fächerübergreifende Wissenschaft. Denn sie verbindet Chemie, Biologie und Geografie. Wegen der schönen Formen sind auch Kunst und ästhetische Bildung zu nennen. Selbst die Literatur kümmert sich um die Sammler von Petrefakten (griechisch petros, der Stein und lateinisch factum, das Gemachte). So gibt es ein Gedicht von Eduard Mörike.

Vor allem wird auch das Wissen um die Großartigkeit der Entstehung des Lebens auf der Erde und seine Entwicklung zu immer höheren und immer spezialisierter ausfallenden Formen (Evolution) geschult. Die Epochenbrüche machen aber auch die Verletzlichkeit des Lebens – auch des Lebens unserer menschlichen Art – deutlich. Ein Beispiel ist vor allem die berühmt-berüchtigte, ziemlich zeitnahe Kreide-Tertiär-Grenze, deren Ursache wir wahrscheinlich verstanden haben…


Kinder sind vernarrt in Steine
Kinder finden überall in der Natur Steine, sammeln sie. Ich als Kind habe früher einen Bahndamm abgetragen. Der war aus Muschelkalkbrocken aufgeschüttet worden. Da fand ich meine ersten Ammoniten und Seelilien.

Was Kinder finden und mit nach Hause schleppen, ist manchmal viel Schrott. Es gibt aber auch tolle Funde. Oftmals fragen die Kinder ihre Lehrer und Lehrerin. Deshalb müssen Sie als Lehrer Bescheid wissen.

Dazu diese Story: Für Geografiestudenten wurde an der Universität Tübingen eine Exkursion zur Fossilienbestimmung angeboten. Die Studentin Erika P. findet auch tatsächlich eine Versteinerung. Der Professor sieht das und fragt sie: „Was ist das?“. Sie strahlt ihn an und sagt: „Schöööön, Herr Professor.“ Darauf er: „Ah, ja… Sind wohl vom Lehramt. Naja. Ist schon in Ordnung…!“

Schlimm ist es aber, was mit Mineralien und Fossilien in manchen Schulen geschieht. Da gibt es immer wieder Kollegen und Kolleginnen, die in ihrer Freizeit eine schöne Sammlung aufbauen. Kaum sind diese Personen weg (versetzt, pensioniert oder auch nur verstorben), wird die Sammlung inoffiziell zum Steinbruch erklärt. Entweder schafft sie der Hausmeister auf den Dachboden, oder Schüler und Lehrer bedienen sich für ihre privaten Zwecke...


Kinder lieben Dinos
Es ist merkwürdig: Dinosaurier (übersetzt: Schreckens-Echsen) faszinieren Kinder. Schon ganz früh befassen sie sich mit diesen ausgestorbenen Tieren. In den Museen und in den einschlägigen Parks sind deren Skelette und Modelle bei den Kids die Renner.

Bild 2: Ansichten vom Triceratops. Links Modelle von Schleich ©, rechts gezeichnet vom vierjährigen Thomas
(Foto: Blume; mit Erlaubnis von Schleich GmbH)

Thomas Ansicht eines Triceratops (übersetzt: Dreihorngesicht) zeigt ein niedliches Vieh, finden Sie nicht auch? Und dabei ist das Tier in der Realität 9-10 Meter lang gewesen und wog 5-8 Tonnen! Der Triceratops besetzte übrigens in der Kreidezeit Amerikas die gleiche ökologische Nische, die heute ein Nashorn in Afrika innehat. Ihn jagte allerdings ein größeres Raubtier als der Löwe, nämlich der alle Kinder besonders faszinierende Tyrannosaurus rex.


Warum soll man Fossilien sammeln?
Das Sammeln von Fossilien hat einen gewissen Reiz. Die Angelsachsen sprechen von „Fossil hunting“. Der Mensch ist halt ein Sammler und Jäger.

Prägend war für mich auch, als ich zu meiner Bundeswehrzeit auf unserem Hausberg Grünten oberhalb von Sonthofen in etwa 1500 m Höhe auf dem Trampelpfad zum Gipfel einen kompletten, versteinerten Seeigel (Mikraster) fand. Der war zwar durch die vielen Stiefel, die über ihn rüber sind, schon etwas abgenutzt, aber dennoch hat er mich noch lange Zeit begleitet.

Bild 4: Seeigel aus der alpinen Kreide (Cardiaster). Durchmesser 4,5 cm
(Foto: Blume)

Steine sammeln kann Kinder zur Beschäftigung mit Naturwissenschaften motivieren. Es gibt aber noch viele andere Gründe, Steine und Fossilien zu sammeln – wenn wir mal vom rein Geschäftlichen absehen:

- Man kann „abschalten“ (relaxen).

- Man lernt geduldig zu sein.

- Es ist ein tolles Hobby für Familien.

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Bild 5: Alex und Robin beim fachmännischen Zerlegen von Gestein
(Foto: Sonja Blume)


- Man lernt im Steinbruch nette Leute kennen.

- Wenn man Steine sammeln geht, lernt man dabei auch noch vieles andere dazu, was über das rein Naturwissenschaftliche hinausgeht…

- Vor allem sind viele Versteinerungen einfach nur schön.

Bild 6: Kompletter Ammonit (Perisphinctes aus dem Dogger). Durchmesser 5 cm
(Foto: Blume)


Wichtig ist, die Funde genau anzusehen
Vorsicht bei seltenen Superstücken, die man im Steinbruch finden kann! Beispiele sind Saurierskelette oder Seelilienkolonien. Da gibt es nämlich immer wieder Streit zwischen Steinbruchbesitzer, Landkreis und Land, wem das Stück nun gehört. So lange bleibt das Stück im Boden, denn es ist nun zu einem gesetzlich geschützten Bodendenkmal mutiert. Das kann lange – manchmal viele Monate! – dauern. Dass das dem im Freien liegenden Stück gar nicht gut tut, scheint die Bürokraten und Juristen nicht zu interessieren.

In der Wartezeit kann im betroffenen Steinbruch oftmals nicht richtig gearbeitet werden. Kein Wunder, dass deren Besitzer darüber nicht erfreut sind. Deshalb sollte man sie in solchen Fällen unbedingt als Erste kontaktieren. Denn der zeitraubende Bürokraten-Streit führt oftmals zu einer verständlichen Verbitterung der Steinbruchbesitzer, so dass diese im Wiederholungsfall geneigt sein könnten, das sich anbahnende Problem mit Hilfe einer kräftigen Baggerspur vor dem Bekanntwerden endgültig zu lösen…

Dagegen sollte man besonders auffällige Funde, die man mitnehmen kann und die (weil es ja keiner gesehen hat) nicht meldepflichtig sind, nicht nur einstecken und in der eigenen Sammlung bunkern, sondern immer einem Naturkundemuseum oder einem Naturwissenschaftlichen Verein vorlegen. Denn deren Fachleute können diese Fossilien oftmals viel besser als der Sammler beurteilen und mit Methoden untersuchen, die aus der Kriminalwissenschaft zu stammen scheinen. Dadurch lassen sich wichtige Rückschlüsse auf die damaligen Lebensumstände ziehen. Diese Fundstücke bekommt man im Allgemeinen zurück.

Das sind ja gerade Reiz und Aufgabe der Paläontologie, also der Lehre von den vergangenen Lebensspuren. Wir wollen und sollen sehen, erkennen, verstehen und somit lernen, was „damals“ ablief. Vielleicht hilft uns das heute weiter – zum Beispiel bei der Bewältigung der gegenwärtig viel diskutierten Probleme mit unserer Atmosphäre. Den Treibhauseffekt gab es nämlich schon früher - mehrmals! So zum Beispiel bei der berüchtigten Kreide-Tertiär-Grenze.


Achtung jedoch:
Steine sammeln darf man nicht überall!

In der Schweiz gibt es den geschützten Beruf des Strahlers. Dem darf man nicht in die Quere kommen. Da nimmt einem ein Dorfpolizist schon mal einen schönen Fund ab.

Und über die rauen Sitten der Grenzbehörden der Türkei ist schon oft berichtet worden. Da kann sogar der Sand in den Turnschuhen als Grund herangezogen werden, um einen für Monate in den Knast zu stecken - wegen Ausfuhr von „Kulturgut“. Ein Ammonit mutiert dann zu einem griechischen Säulenornament.

Das ist eigentlich schade, denn in der Türkei gibt es gute Fossilienfundstellen, wie zum Beispiel an der Schwarzmeerküste. Mit diesen Pfunden als touristische Attraktion könnte die Türkei eigentlich wuchern.

Und was Deutschland und andere derartige Länder betrifft: Wer einen Steinbruch betreten will, fragt schon aus Gründen der Höflichkeit um Erlaubnis.

Die Anfrage hat aber auch noch einen anderen wichtigen Grund: Notwendigerweise wird in den Steinbrüchen gesprengt. Da fliegen die Steinbrocken ganz schön herum – Hunderte Meter weit! - und das kann echt gefährlich werden. Deshalb ist das Anmelden eine kleine Lebensversicherung. Schleichen Sie sich deshalb auf keinen Fall wochentags in die Steinbrüche!

Letztlich sammelt es sich mit einem schlechten Gewissen nicht sonderlich gut, denn man ist nicht entspannt genug.


Eine gute Ausrüstung ist wichtig
Man sollte daran denken, dass das Sammeln oftmals nicht ungefährlich ist. Man kann sich leicht verletzen. Deshalb ist zum Beispiel die Tetanus-Impfung besonders wichtig. Aber es kann auch zu Steinschlag kommen, deshalb muss man beim Sammeln unter Felsen unbedingt einen Helm aufsetzen. Die Schutzbrille ist vonnöten, wenn man viel „klopfen“ muss. Dabei sollte man auch gute Handschuhe tragen.

Hammer und Meißel sollten von hoher Qualität und vor allem splitterfrei sein. Der Hammerkopf muss gut befestigt sein, und der Stiel darf keinesfalls brechen. Heute gibt es hervorragende Geologenhämmer, die man zum Beispiel auf Mineralienbörsen kaufen kann. Dabei sollte man nicht sparen!
Wichtig ist es, ausreichend und gutes Verpackungsmaterial mitzunehmen: Zeitungspapier zum Einwickeln, damit die Fundstücke sich nicht gegenseitig zerkratzen, sowie kleinere Schachteln und Filmdosen für „Ministücke“. Wichtig ist auch ein Notizbuch.

Von großem Nutzen ist unbedingt auch gutes Schuhwerk.

Bild 7: Erinnerung an fröhliches Steinesammeln auf der Alb
(Foto: Blume)


Wer hilft bei Problemen mit der Geologie?
Es gibt in jeder Stadt kundige Bürger, bei denen man sich Rat holen kann. So sollte man unbedingt Kontakt mit dem örtlichen Naturwissenschaftlichen Verein aufnehmen. Da gibt es fast immer geologische Arbeitsgemeinschaften. Auch auf Mineralien- und Fossilienbörsen ist es gut, Augen und Ohren offenzuhalten… Hier lassen sich ebenfalls gute Kontakte schließen.


Zum Schluss wie immer ein Hinweis in eigener Sache:
Als ich nach Fossilien suchte und sie auch fand, hatte ich bald eine Menge Fragen. Zum Beispiel:

- Wie kommt es, dass ein und dieselben Fossilien an einigen Orten nur platt und an anderen Fundstellen körperlich voll erhalten sind? (Klicke hier.)
- Wie kommen die Mineralien in die geschlossenen Hohlräume von Fossilien? (Klicke hier.)
- Wie kann Holz verkieseln? (Klicke hier.)
- Wie entsteht Pyrit? (Klicke hier.)
- Wie bilden sich die Bänke aus superhartem Feuerstein in der weichen Kreide? (Klicke hier.)

Ich habe diese Webseiten gemacht, weil ich meine, dass sich auch andere für Fossilien interessieren und ähnliche Fragen haben. Dabei gehe ich davon aus, dass die sich nicht zu Geologiespezialisten ausbilden lassen wollen.

Deshalb ist die Webseitengruppe Chemie rund um die Fossilien auch keine wissenschaftlich erschöpfende Abhandlung zu diesem Thema. Sie soll vielmehr Spaß machen, Schüler und andere zum Lesen anregen, zum Stöbern veranlassen, vielleicht auch zum Sammeln verführen. Sie sollen vor allem dazu Anlass sein, sich mal wieder nach Herzenslust in der Natur umzusehen. Das kann sogar auf der Baustelle nebenan sein - denn bei vielen Erdbewegungen ist schon so manches schöne Fossil entdeckt worden.

Die in den Bildern vorgestellten Fossilien und Mineralien stammen aus den Sammlungen von Alexander und Rüdiger Blume. Vielleicht können unsere Bilder ein wenig von der Faszination vermitteln, die Sammler zum „Fossil hunting“ treibt...


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Diese Seite ist Teil eines großen Webseitenangebots mit weiteren Texten und Experimentiervorschriften auf Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie.
Letzte Überarbeitung: 25. Februar 2009, Dagmar Wiechoczek