Das Berliner Blau-Papier
Experimente:
Versuch: Berliner Blau-Fotografie
Obwohl es die landläufige Meinung gibt, dass Fotografie eng mit dem Element Silber verbunden sei, gibt es
durchaus auch silberfreie Abbildungsverfahren, die mit Licht arbeiten. Verwendet werden Papiere, bei denen das
Blutlaugensalz-System die zentrale Rolle spielt;
Hexacyanoferrat(III) wird durch Oxalat oder Citrat unter
Lichteinwirkung zu Hexacyanoferrat(II) reduziert. Letzteres reagiert mit hinzugefügten Fe(III)-salzen zu
Berliner Blau.
Ein in der Chemiedidaktik (so auch in Bielefeld) sowie in der Wunderstunden-Chemie verankertes Rezept arbeitet mit Ammoniumeisen(III)-citrat. Hier ist eine gängige Versuchsvorschrift.
Bild 1: Berliner Blau-Fotopapier.
Links unbelichtet, rechts nach Belichtung und nicht fixiert
(Fotos: Daggi)
Es wird oft gefragt, welche Zusammensetzung Ammoniumeisen(III)-citrat eigentlich hat. Im Merck®-Katalog steht
dazu C6H8O7 • x Fe • x NH3. Die Verbindung heißt deshalb auch
Citronensäure Ammonium-Eisen(III)-salz. Es handelt sich letztlich um einen Eisen-Citrat-Komplex
mit nicht genau definierter Zusammensetzung. Man kann sie mit verschiedenen Eisengehalten erwerben.
Vergleich mit der Silberfotografie
Die Bildentstehung auf der Basis von Hexacyanoferrat entspricht im Ablauf durchaus den Reaktionen der
Silberfotografie. Wir erhalten eine Negativabbildung, wie beim
Herstellen eines Fotogramms.
Hier folgen die Reaktionsgleichungen. Hinsichtlich der Oxidation der Citronensäure bringen wir eine schematische Gleichung, da die Reaktion recht unübersichtlich unter Bildung verschiedenster Reaktionsprodukte verläuft. Wir wählen wie in dieser Webseite Aceton als Reaktionsprodukt der Zersetzung von Citronensäure.
1. Durch Licht induzierte Redoxreaktion
2. Bild-Entwicklung
3. Bild-Fixage
Hier handelt es sich abweichend von der Silberfotografie nicht um einen chemischen Vorgang. Es reicht das Ausspülen der
überschüssigen Chemikalien aus. Dadurch wird das gelbe Bild farblos und lichtecht.
Bild 2: Berliner Blau-Fotopapier.
Rechts fixiert, links das Spülwasser
(Foto: Daggi)
Eine erstaunliche Anwendung der Bildgestaltung auf der Basis von Blutlaugensalz finden Sie in unserem
Tipp des Monats Nr. 184.
Es gibt bei der Berliner Blau-Fotografie auch eine Entsprechung zum Kreideversuch von Schulze. Man bettet dazu die Reaktionsmischung in ein redox-inertes Kunststoff-Gel ein. Der Versuch wird bei Roesky-Möckel [1] beschrieben.
Literatur
[1] H. W. Roesky, K. Möckel: Chemische Kabinettstücke. VCH. Weinheim 1994.
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