Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 378
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2046
F: Was sind Saponine? Die sollen in vielen Pflanzen vorkommen und giftig sein. Ist schließlich wichtig für mich als Vegetarierin.


A: (Wegen des allgemeinen Interesses haben wir hierzu eine Webseite gemacht. Klicke hier.)


2047
F: Vielen Dank für Ihren interessanten und detaillierten Text zu den verschiedenen Arten von Tensiden. Toll, dass dort auch mal ins Detail gegangen wird, wie das alles funktioniert. So gut ist das nicht mal in vielen Büchern beschrieben.

Eine Frage habe ich doch noch und würde mich sehr über eine Beantwortung freuen. Warum hat eine Mischung aus anionischen und nichtionischen Tensiden eine höhere Waschkraft als nur anionische Tenside allein? Worauf beruht diese Synergiewirkung im Detail?


A: Hygieniker beschreiben Schmutz als Substanz zur falschen Zeit am falschen Ort. So kann also Goldstaub zu Schmutz werden, wenn er z. B. in eine offene Wunde gelangt.

Beim Einsatz von Tensiden muss man bedenken, dass es nicht den Schmutz gibt, sondern eine Vielfalt von allerlei Substanzen, deren Gesamtheit wir als Schmutz bezeichnen. Zur Kennzeichnung der stofflichen Unterschiede sollte man vor allem die Polarität der Schmutzsubstanzen heranziehen. Grundsätzlich gibt es hydrophile und lipophile Stoffe, die auf Haut, Oberflächen oder Geweben adsorbiert sind. Manche von denen sind stark polar oder sogar ionisch. Andere sind weniger polar oder sogar unpolar. Mit letzteren zu wechselwirken fällt z. B. geladenen Tensidmolekülen schwerer als ungeladenen, also nicht-ionischen Tensidmolekülen.

Optimales wird folglich erreicht, wenn man zur klassischen und simplen Anionen-Mischung („Seife“) auch noch nicht-ionische und sogar noch kationische Tenside hinzufügt.


2048
F: Gehört das Lawson aufgrund des aciden Wasserstoffatoms zu den "Sauren Wollfarbstoffen" oder doch zu den Beizenfarbstoffen, da das Färbeergebnis mit einer Kalialaunbeize intensiviert werden kann? Oder gehört es, wenn man Lawson ohne Vorbeize anwendet, zu den Sauren Wollfarbstoffen und mit Vorbeize zu den Beizenfarbstoffen? Eine weitere Vermutung war, dass Lawson ein Direktfarbstoff ist. Dies halte ich jedoch für sehr unwahrscheinlich, da diese bei Baumwolle angewendet werden. Meine Experimente haben jedoch gezeigt, dass Lawson Baumwolle kaum färbt.


A: Der Begriff „sauer“ bezieht sich auf die chemischen Eigenschaften der färbenden Substanz. Es handelt sich bei Lawson auf jeden Fall um einen sauren Farbstoff, denn die Substanz kann ein Proton abgeben und gehört deshalb zu den Säuren.

Der Ausdruck „Beizenfarbstoff“ bezieht sich davon unabhängig auf das jeweils angewandte Färbeverfahren und auf die zu färbende Materie. Dabei kann ein Farbstoff wie Lawson mehrfach bezeichnet werden:

  1. Gegenüber Cellulose handelt es sich eindeutig um einen Beizenfarbstoff, da Lawson nur in Gegenwart dreiwertiger Kationen (Al3+, Fe3+, Cr3+…) färbt.

  2. Gegenüber Proteinen (also Haut, Haare) handelt es sich bei Lawson um einen direkt aufziehenden (im Sauren auch substantiven) Farbstoff. Hierbei wird der Farbstoff ohne weitere Zusätze (ausgenommen pH-Wertänderung) durch Salzbindungen, van der Waals-Wechselwirkungen sowie Wasserstoffbrücken ausreichend fixiert.


2049
F: Ich lese, dass man wenn man grünen Kaffee trinkt pro Woche 2 Kilo abnehmen kann. Was halten Sie davon?


A: Aus dreierlei Gründen nichts.

Zunächst eine Information: Kaffee, der aus grünen Kaffeebohnen gebrüht wird, enthält neben viel Coffein vor allem Chlorogensäure. Ihr wissenschaftlicher Name ist Caffeoylchinasäure. Chinasäure ist eine Verbindung aus der Stoffgruppe, die bei der pflanzlichen Aromaten- und Phenolsynthese entsteht. Grüner Kaffee enthält davon je nach Sorte 3-7 Masse%.

Chlorogensäure wird beim Rösten des Kaffees zerstört. Je stärker der Röstgrad ist, desto geringer ist ihr Gehalt. Beim dunkelgerösteten Kaffee liegt der Wert bei nur 0,2 %.

Grund 1: Chlorogensäure ist in größeren Mengen (wie im grünen Kaffeegetränk) magenschädigend. Das ist typisch für phenolische Säuren. Hier ist ein Vergleich mit der Salicylsäure angebracht, die man durch O-Acetylierung magenfreundlicher gemacht hat. Das Produkt ist als Aspirin® oder auch ASS bekannt.

Grund 2: Es gibt keinerlei Hinweis, dass Chlorogensäure irgendwie mit Fetten wechselwirken könnte. Auch ist meines Wissens nach keine Beeinflussung des Fettstoffwechsels bekannt. Hinzu kommt, dass es keine belastbaren Studien gibt, nach denen eine Gewichtsabnahme durch Trinken von grünem Kaffee erkennbar wird.

Für diejenigen, für die die bisherigen Gründe nicht ausreichen, sei zum Schluss noch dieser Grund gewidmet:

Grund 3: Grüner Kaffee soll scheußlich schmecken.


2050
F1: Im Auftrag der ARD (für das Format "Wissen vor Acht" mit Vince Ebert) gehe ich der Frage nach, wie Kaisernatron-Lösung z. B. Kohlgerichten den strengen Geruch nimmt.

Sie schreiben dazu auf Ihrem (wunderbaren!) Bildungsserver: "Mit Hilfe der Alkalinität von kalten oder heißen Kaisernatron-Lösungen gelingt dem Sauerstoff aus der Luft besonders gut, viele Geruchsstoffe zu zerstören. Das betrifft besonders die schwefelhaltigen Substanzen aus dem Kohl."

Könnten Sie mir Details zum genauen Mechanismus geben, bitte? Wieso wird in diesem Fall die Oxidationsgeschwindigkeit durch den hohen pH-Wert erhöht? Gilt dies spezifisch nur für die schwefelhaltigen Substanzen im Kohl?

Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie uns auf die Sprünge helfen könnten.


A1: Sie stellen eine Frage zu einem komplexen Problem aus der Chemie des Sauerstoffs. Mein Problem ist, dass ich nicht weiß, wie genau Sie die Antwort wünschen. Ich gebe Ihnen deshalb erst einmal die wissenschaftliche Erklärung, wie sie etwa Studierende der Chemie verstehen sollten. Aus Übermittlungsgründen füge ich den Text als virengeprüftes Dokument an.

Nachdem Sie den Text gelesen haben: Alles klar? Nein? Sie verstehen jetzt, weshalb ich in meinem Tipp des Monats bei der von Ihnen zitierten Erklärung geblieben bin…
Und das sollten Sie auch tun.


F2: Haben Sie vielen Dank für Ihre ausführliche Erklärung, die selbst ich als Biologin :) nachvollziehen kann. Ich werde mit Hinblick auf das ARD-Vorabendpublikum allerdings Ihrem Rat folgen und nicht zu sehr ins Detail gehen.

Herzlichen Dank noch einmal. Es ist eine große Erleichterung, Licht ins Dunkel zu bringen. Es wurmt immer sehr, wenn sich scheinbar offensichtliche Alltäglichkeiten eben nicht so auf den ersten Blick erklären lassen.

Zwei befreundete Chemie-Gymnasiallehrer, die ebenfalls etwas ratlos waren, werden sich sicher auch freuen...

Auf diesem Wege möchte ich Ihnen und Ihrem Bildungsserver ein Kompliment machen. Wir nutzen ihn regelmäßig und sind immer hocherfreut, wenn wir zu "unseren" Themen Anregungen oder Erklärungen finden.

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Letzte Überarbeitung: 29. September 2013, Dagmar Wiechoczek