Quarz hat viele Gesichter - die Mythen von A (Amethyst) bis Z (Citrin)

Bild 1: Bergkristall
(Foto: Daggi)


Quarz (Siliciumdioxid, SiO2) ist nach Feldspat das häufigste und verbreitetste Mineral auf unserer Erde und bildet den Hauptbestandteil von Sand. Er ist auch Gemenge-Bestandteil verschiedener Gesteine wie Granit, Gneis und Sandstein.

Der bekannteste Vertreter aus der Familie der Quarze, der wasserklare, durchsichtige Bergkristall, ist reines SiO2. Der größte Bergkristall wurde in Brasilien gefunden, er ist 6 m lang und wiegt 48 (!) Tonnen. Von der Antike bis ins Mittelalter zieht sich der Irrglaube, der Bergkristall sei versteinertes, klares Eis: Das griechische Wort "krystallos" bedeutet "Eis". In diesem Zusammenhang ist es von Interesse, dass die Struktur des Quarzgitters der von Wassereis gleicht.
Bemerkenswert ist, dass reiner Quarz nicht nur für sichtbares Licht aller Wellenlängen, sondern auch für UV-Strahlung durchlässig ist. Deshalb sind die Küvetten und Optik von UV-Spektralfotometern aus Quarzglas gefertigt. Auch die Röhren der UV-Strahler, denen du dich in den Sonnenstudios aussetzt, bestehen aus Quarzglas.

Bild 2: Amethyst
(Foto: Blume)


Eine violette Variante des Quarzes ist der Amethyst. Er ist einer der begehrtesten Schmucksteine der Quarzgruppe und hat seine Farbe durch Zusätze von Eisen zu verdanken.
Das Wort Amethyst stammt aus dem Griechischen ("a-methy-stos") und bedeutet frei übersetzt soviel wie "weg vom Alkohol". Mythen und Legenden besagen, der Kristall sei von den Römern als Heilmittel gegen Trunkenheit und Kater verwendet worden. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass damals viele Trinkgefäße aus Amethyst waren und Wasser wie Rotwein aussehen ließen.
Der Amethyst zählt auch heute noch zum Symbol der Reinheit. Er dient deshalb als Schmuckstein vieler Insignien der katholischen Kirche und wird von Kardinälen und Bischöfen gern im Ring getragen.
Früher war der Amethyst sehr teuer und wurde mit Diamanten auf die gleiche Stufe gestellt. Erst mit der Entdeckung riesiger Vorkommen in Brasilien und Uruguay sank der Preis beträchtlich. Prächtige Amethystdrusen schmücken heute viele Wohnungen.

Der gelb bis goldbraune Citrin ist ebenfalls ein attraktiver Schmuckstein. Seine Farbe erhält dieser Kristall vor allem durch homogen verteilte Spuren von dreiwertigem Eisen. Dem Mythos nach wurde der Citrin schon in den Legionen Cäsars als Stein auf der Brust als Lebensretter im Kampf getragen. Deshalb wird er auch "Lebensstein" genannt. Oftmals sind Quarz oder Amethyst unregelmäßig durch Eisen(III)-oxid eingefärbt; sie sehen dann nicht mehr so schön, ja fast verunreinigt aus. Man spricht von Eisenkiesel.

Bild 3: Rauchquarz in einem Fossil
(Foto. Blume)


Der rauchbraune bis fast schwarze Rauchquarz findet sich meist in den Alpen und Brasilien. Die schwarze, nicht transparente Form wird auch "Morion" genannt. Die Farbe erhält er durch Spuren von Aluminium, Lithium und teils durch Einwirkung radioaktiver Strahlung.  Ebenso wie der Citrin gilt dem Mythos nach der Rauchquarz auch als Schutzstein. In den Alpenländern werden noch heute Rosenkranzperlen und Kruzifixe aus diesem Stein geschnitten.
Rauchquarz verliert beim Erhitzen auf 200-400 °C seine dunkle Farbe. Diese stellt sich wieder ein, wenn man ihn intensiver Röntgen- oder Gammastrahlung aussetzt.

Eine weitere Variante des Quarzes ist der rosafarbene Rosenquarz. Man findet ihn am berühmten Pfahl, ein Quarzgang, der sich durch den Bayerischen Wald zieht. Er bildet nur selten Kristalle und tritt eher als derbes Ganggestein auf. Rosenquarz ist als Trommelstein beliebt. Geschliffen und poliert zeigt er das Bild eines Sterns. (Dieses optische Phänomen wird Asterismus genannt.) Daher macht man aus Rosenquarzperlen gern die Rosenkränze der katholischen Kirche.

Nicht transparent ist der Milchquarz aus dem Erzgebirge, der seine weiße Farbe durch Gas- oder Flüssigkeitseinschlüsse erhält.

Das grünlichgraue Katzenauge und das gelbbraune bis blaue Tigerauge bestehen aus asbestartigem Faserquarz. Die Farben sind nicht chemischer Natur, sondern entstehen durch optische Effekte.

Besonders hübsch sind spezielle Formen der Quarzkristalle. Quarz neigt zunächst zur Zwillingsbildung. Dabei können auch "Doppel-Ender" entstehen (-> Bild).

Bild 4: Doppel-Ender-Quarz (Bleiwäsche, Sauerland)
(Foto: Daggi)


Beliebt sind auch lange, in einem knopfartigen Kristall endende Prismen, wie sie im Lipperland zu finden sind; man nennt sie treffend Zepter-Quarz (-> Bild).

Bild 5: Zepter-Quarz (Lipperland)
(Foto: Blume)


Dazu gibt es noch mikrokristalline Quarz-Formen wie Chalcedon, Jaspis, Feuerstein sowie Lagengesteine wie Achat und Onyx.


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Letzte Überarbeitung: 26. Februar 2007, Dagmar Wiechoczek