Die süßen Weihnachtstage sind vorbei. Mancher fragt sich: Was ist aus dem vielen Zucker, den wir verputzt haben, geworden? Die Antwort ist: Aus dem Zucker wurden Zucker. Um das zu verstehen, müssen wir schon etwas genauer sein: Aus dem Haushaltszucker (Saccharose), dem „Zucker“ schlechthin, werden die Zuckerformen (Kohlenhydrate) Traubenzucker (Glucose) und Fruchtzucker (Fructose): (1) Saccharose + Wasser > Glucose + Fructose Diese Produkt-Mischung nennt man auch Invertzucker. Die Bezeichnung kommt daher, dass sich nach der Hydrolyse das Vorzeichen des Drehwinkels von polarisiertem Licht umkehrt. Klicke hier. Zur Spaltung ist pro Molekül Saccharose ein Molekül Wasser notwendig. Deshalb sprechen wir bei dieser Reaktion von Hydrolyse (griech. hydor, Wasser; lysis, Spaltung). Wir können die Hydrolyse in einem einfachen Versuch zeigen:
Wir wissen aus dem Alltag: Kochen allein führt nicht zur Spaltung der Saccharose. Nun sehen wir, dass beim Kochen eine Hydrolyse erfolgt, wenn Säure zugegen ist. Säure spielt offenbar die Rolle eines Katalysators. Wirken alle Säuren katalytisch?
Allen Säuren ist gemeinsam, dass sie Protonen freisetzen. Folglich sind bei der Hydrolyse der Saccharose nur die Protonen katalytisch wirksam. Den genauen Reaktionsmechanismus erläutern wir auf einer speziellen Webseite. Bei der Hydrolyse mit Säuren gibt es das Problem von Nebenreaktionen (erkennbar an der Gelbfärbung der Reaktionslösungen) und das Problem der Entsorgung von Abfallsäuren. Da letztlich nur die Protonen als Katalysator wirken, bietet sich zum Hydrolysieren von Saccharose die Verwendung Saurer Kationenaustauscher als schonende Alternative an (-> Versuch).
Gibt es noch effektivere Katalysatoren als die Protonen spendenden Säuren? Solche, die auch bei normaler Körpertemperatur arbeiten? Solche Katalysatoren haben wir: Es sind die Enzyme. In unserem Spezialfall handelt es sich um die Saccharase. Dieses Enzym ist im Dünndarmsekret enthalten. Die resultierenden Zuckerformen (Kohlenhydrate) Glucose und Fructose werden über die Darmwand in den Stoffwechsel eingeschleust. Einerseits dienen sie zum Aufbau neuer Verbindungen, worunter sich leider auch Fette befinden. Ein großer Teil dient aber zur Bereitstellung von Energie für unsere Lebensaktivitäten. Dazu kommt es auch noch zur Zwischenspeicherung von Poly-α-glucose, Glykogen. Letztere nennt man auch tierische Stärke. Rüdiger Blume
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