Muttermilch - Kuhmilch, wo liegt der Unterschied?

Die beste Nahrung, die es für ein neugeborenes Baby in den ersten Monaten gibt, ist die Muttermilch. Sie enthält alle für das Leben des Säuglings wichtigen Nährstoffe, sie hat immer die richtige Temperatur, ist keimfrei, kostenlos und kann ohne großartigen Aufwand gegeben werden. Außerdem ist in der Frauenmilch die Konzentration von Vitamin C mit 6 mg/100 ml dreimal so hoch wie die in Kuhmilch. Das scheint immer noch sehr wenig zu sein, denn normalerweise benötigt der Mensch um 70 mg täglich. Bedenkt man aber, dass der Säugling viel kleiner ist als ein Heranwachsender oder als ein Erwachsener, so ist die Menge an Ascorbinsäure, die er beim Stillen aufnimmt, für seine gesunde Entwicklung ausreichend.

Doch nicht jede Mutter kann oder will stillen. Natürlich muss das Kind dann nicht verhungern, denn es gibt genügend Säuglingsmilchnahrung, die den Bedürfnissen der Babys gerecht werden. Heutzutage ist die Säuglingsnahrung so gut zusammengestellt, dass die Kleinen alles bekommen, was sie zum gesunden Wachstum benötigen.


Warum gibt man Säuglingen nicht einfach Kuhmilch?
Früher hat man Babys, die weder von der Mutter noch von einer Amme gestillt werden konnten, mit Kuhmilch gefüttert. Daraus ergab sich nur leider ein Problem: die Säuglinge starben früher und häufiger an Durchfall oder Austrocknung.
Anfang des letzten Jahrhunderts hat man dann herausgefunden, dass unveränderte Kuhmilch wohl nichts für Säuglinge ist und man hat angefangen sie zu "adaptieren", d. h. der Muttermilch anzupassen.

Die folgende Tabelle gibt dir einen Überblick über die Zusammensetzung der Milch von verschiedenen Tieren im Vergleich zur Milch des Menschen:

Vergleich der Milch verschiedener Tierarten (Angaben in Massen%)
  Trockenmasse Fett Proteine Lactose Asche
Mensch 13 3,8 1,2 7,0 0,2
Kuh 13 3,8 3,4 4,8 0,7
Katze 18 3,3 9,1 4,9 0,6
Hund 23 10,5 12,2 1,3 0,9
Elefant 27 15 4,9 3,4 0,8
Wal 38 22 12 1,8 1,7

Eine Ursache dafür, dass Säuglinge keine Kuhmilch vertragen, liegt in dem hohen Gehalt an Proteinen, insbesondere des Gehalts an schwerverdaulichen Caseinen. Da die Säuglinge anfangs keine Magensäure haben, wandern diese sehr stabilen Proteine ohne Denaturierung weiter in den Dickdarm und werden erst von den dort ansässigen Bakterien verarbeitet. Da die Bakterien Casein besonders gerne mögen, veranlasst es sie, sich sehr stark zu vermehren. Der Säuglingsdarm kommt aber mit dieser großen Bakterienzahl nicht zurecht, so dass die Folge ein starker Durchfall ist.
Das Kalb, dem diese Milch von Natur aus zugedacht ist, hat diese Probleme natürlich nicht. In seinem Magen gibt es ein spezielles Enzym, das für die Denaturierung der Caseine verantwortlich ist. Man bezeichnet dieses Enzym als Lab, welches übrigens bei der Käseherstellung eine große Rolle spielt. Erwachsene haben mit der Caseinverdauung eigentlich keine Schwierigkeiten, da sie einerseits über eine starke Magensäure verfügen und außerdem zum Proteinabbau besser mit Enzymen ausgestattet sind als Babys.

Eine andere Ursache der Kuhmilch-Unverträglichkeit ist der hohe Mineralstoffgehalt, der im Vergleich zur Muttermilch viermal so hoch ist. Der Überschuss der mit dem Urin ausgeschieden wird, entzieht aber dem kleinen Körper durch Konzentrationsausgleich sehr viel Wasser, so dass es zu einer lebensbedrohlichen Exsikkose (Austrocknung) kommen kann. Ab dem 1. Lebensjahr kann man Kindern aber Kuhmilch zu trinken geben, da der Körper nun soweit ausgereift ist, dass die Niere mit der Mineralstoffkonzentration fertig wird und den Urin nicht mehr so stark verdünnen muss.


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Letzte Überarbeitung: 25. April 2007, Dagmar Wiechoczek