Das Tonen von Schwarzweiß-Bildern

Experimente:
Versuch: Der indirekte Schwefeltoner
Versuch: Der Eisenblautoner
Versuch: Der Kupfertoner
Versuch: Handversuche zum Tonen


Durch Tonungen war es bereits vor der Entdeckung der Farbfotografie möglich, farbige Abbildungen herzustellen.

Bei diesem Einfärben, das man auch als Tonen bezeichnet, wird das schwarze Bildsilber durch farbige Verbindungen ersetzt. Das entsprach bis in die 1950er Jahre sogar dem Zeitgeist: Die Menschen mochten anfänglich die schwarz-weißen, kontrastreichen Fotos nicht. So machte man die Bilder weicher, indem man sie in eine Goldsalz-Lösung legte. Das Silber zersetzte sich, dafür schlug sich elementares Gold nieder.

3 Ag + Au3+ ———> 3 Ag+ + Au

Es bildet sich ein richtig schön „antikes“ Bild. Das Gold-Verfahren war aber ziemlich teuer. Es konnte sich nicht jeder leisten. Da erfand man den so genannten indirekten Schwefeltoner (-> Versuch), der zum gleichen Ergebnis führte, wie das folgende Bild, das um 1900 entstand, zeigt.

Bild 1: Getontes Bild aus einem alten Fotoalbum
(Foto: Sammlung Blume)


Weitere Beispiele sind der Eisenblautoner und der Kupfertoner. Wenn man erst den Eisenblautoner und dann den indirekten Schwefeltoner anwendet, kann man sogar Grüntonung erzielen. Das muss man aber ausprobieren.

Das folgende Schema zeigt die chemischen Reaktionen, die bei der Bildung der Farben ablaufen. Diese Reaktionen kann man auch im Reagenzglas ablaufen lassen (-> Versuch).

Prinzip der Tonungsverfahren


Die Verfahren im Einzelnen
Zum Tonen stellt man zunächst wie gewohnt Schwarzweiß-Fotos her, die sich anschließend je nach Belieben "umfärben" lassen.

1. Der indirekte Schwefeltoner (-> Versuch)
Zunächst wird das Bild gebleicht. Dann setzt man das gebleichte, gelbweiße Bild einer Natriumsulfid-Lösung aus. Dabei wird das Silberhexacyanoferrat(II) in braunes Silbersulfid umgewandelt.

Ag4[Fe(CN)6] (schwerlöslich) + 2 Na2S (löslich) ———> 2 Ag2S (schwerlöslich) + Na4[Fe(CN)6] (löslich)

Je nach Konzentration des Bleichungsprodukts variieren die Bildtöne zwischen Gelb, Ocker und Dunkelbraun.

2. Der Eisenblautoner (-> Versuch)
Hier laufen Bleichung und Tonen parallel. Beim Bleichen entsteht Silberhexacyanoferrat(II), das mit Eisen(III)-Salzen einen blauen Farbstoff bildet, der dem Berliner Blau ähnelt.

Fe3+ + Ag4[Fe(CN)6] ———> Ag[FeIIFeIII(CN)6] + 3 Ag+

3. Der Kupfertoner (-> Versuch)
Auch hier laufen Bleichung und Tonen parallel. Beim Bleichen entsteht Silberhexacyanoferrat(II), das mit Kupfer(II)-Salzen einen kupferbraunen Farbstoff bildet.

2 Cu2+ + Ag4[Fe(CN)6] ———> Cu2[Fe(CN)6] + 4 Ag+

4. Der Grüntoner (-> Versuch)
Behandelt man ein blaugetontes Bild mit einer Lösung von Natriumsulfid (Schwefeltonerbad), so werden die wenigen Reste von Silberverbindungen in gelbliches Silbersulfid umgewandelt. Zusammen mit dem Blau ergibt das die Mischfarbe Grün. Man muss das aber ausprobieren!

Wenn man die Rezepte der Versuche anschaut, sieht man, dass für die Blau-, Kupfer- und Grüntoner der Zusatz von Citrat notwendig ist. Das liegt daran, dass die K3[Fe(CN)6]-Lösung basisch reagiert. So weist eine 5%ige Lösung einen pH-Wert von 8,6 auf. Beim Messen mit einer Glaselektrode muss man übrigens beachten, dass es bei Lösungen von redox-aktiven Substanzen einige Minuten dauert, bis sich der pH-Wert stabilisiert.

Rotes Blutlaugensalz reagiert also basisch. Das führt zur Bildung von Kupfer(II)-hydroxid und von Silberhydroxid. Citrat bildet mit Kupfer-Ionen sowie mit Eisen(III) lösliche Komplexe, wodurch das Ausfällen der Hydroxide verhindert wird. Silber geht nach der Freisetzung durch Umkomplexierung als Silber-citrat-Komplex in Lösung.

Übrigens wirkt Citrat auch als Kristallisationsinhibitor und sorgt so für feinere Zeichnung der Bilder.


Hier sind die Ergebnisse unserer Toner-Versuche:

Bild 2: Tonungsversuche mit einem Schwarz-Weiß-Foto
Von links nach rechts: Schwarz-Weiß-Foto, Kupfertoner, Schwefeltoner, Eisenblautoner und Grüntoner
(Fotos: Blume)


Heute spielt das Tonen aufgrund der Fortschritte der Farbfotografie nur noch eine geringe Rolle.

Es lohnt sich aber trotzdem, es auszuprobieren! Denn die Schüler sind im Allgemeinen wirklich begeistert bei der Arbeit, vor allem auch, weil sie selber kreativ arbeiten können.


Eine Einschränkung gibt es leider:
Unsere Erfahrung zeigt, dass man das Tonen unbedingt vor dem Unterricht ausprobieren muss, da es Schwarzweißfoto-Papier gibt, mit dem zwar das Bleichen, aber nicht das anschließende Tonen funktioniert! Das betrifft vor allem manche moderne Positive, deren „Papier“ aus Kunststoff besteht.


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Letzte Überarbeitung: 28. Februar 2013, Dagmar Wiechoczek