Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 275
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F: Ich habe bei meiner Arbeit (Thema: Isolierung ätherischer Öle aus Pflanzen) eine Dünnschichtchromatographie durchgeführt und habe dabei verschiedene Öle aufgetragen und ein Parfum. Auswerten wollte ich die Platte mit dem Rf-Wert und da wollte ich Sie fragen ob es eigentlich feste Werte für die Rf-Werte gibt, also bei mir dann für die einzelnen Inhaltsstoffe der Öle?


A: Rf-Werte sind ziemlich wertlos, wenn bei der Dünnschichtchromatographie (DC) nicht alles exakt normiert ist. Das betrifft Probenvorbehandlung, Lösemittelreinheit, den exakten Wassergehalt von Probe und Lösemittelgemisch, DC-Trägermaterial, Temperatur - und so weiter. Hinzu kommt auch die Sättigung der Luft im Chromatographiegefäß (was häufig vernachlässigt wird).
Deshalb findet man gegenwärtig kaum noch Literaturangaben zu den Rf-Werten. Außerdem setzt man heute fast immer andere Chromatographieverfahren ein – zum Beispiel apparative wie die GC oder HPLC. Da machen Angaben, die den Rf-Werten bei der DC entsprechen, Sinn.

Wenn man jedoch unbedingt die DC nutzen muss oder will, dann benötigt man zum Vergleich und zur Identifikation die reinen Referenzsubstanzen oder wenigstens definierte Referenzmischungen. Dann kommt es nicht mehr so sehr auf die genauen Chromatographiebedingungen an.


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F: Was ist ein Systemgift?


A: Viele Gifte wirken nur dort, wo sie aufgetragen worden sind. Systemgifte jedoch werden vom Organismus aufgenommen, verteilen sich im ganzen Körper (im „System“) und wirken auf diese Weise an allen Orten gegen Schädlinge. Ihre Eigenschaft/Wirkung heißt nicht systematisch, sondern systemisch.

Pflanzen nehmen Systemgifte über die Blattoberfläche und über die Wurzeln auf. Das Gift ist dann im Gieß- oder Sprühwasser gelöst.
Der Mensch bekommt die Stoffe im Allgemeinen auf oralem Wege gereicht. Die gibt es zum Beispiel gegen Nagelpilz (Onychomykosen). Hier spricht man nicht gern von Systemgiften, sondern lieber von systemischen Medikamenten. Für den Pilz jedoch bleibt es ein Gift.


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F: Meine Freundinnen und ich (Klasse 8) möchten gerne unsere GFS im Fach Chemie halten und haben auch schon ein Thema. Wir möchten etwas über Lösungsmittel machen z.B. den Tintenkiller. Leider sind uns bisher noch nicht sehr viele Dinge eingefallen über die wir die GFS halten könnten. Daher würde es uns sehr freuen, wenn Sie uns ein paar Anregungen und Vorschläge schicken könnten!


A: Für Außenstehende: GFS bedeutet Gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen. Schön, dass ihr euch dabei an die Chemie heran wagt…

Lösemittel (man sagt nicht mehr „Lösungsmittel“) und Tintenkiller sind etwas völlig verschiedenes:

Erstere wirken physikalisch, indem sie einen Stoff – ohne ihn chemisch zu verändern – aus etwas anderem herauslösen. So könnt ihr manche Tinten (oder Druckerfarben) mit Lösemitteln wie Wasser oder Ethanol aus dem Papier „spülen“.

Tintenkiller dagegen wirken chemisch. Das heißt, sie verändern den Farbstoff, was zu dessen Farblosigkeit und damit zur Entfärbung der Schrift führt.

Zum Tintenkiller haben wir einen Tipp des Monats.


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F: Betreff: Hilfe - Grünspan in mir und an meiner Kaffeemaschine!

Ich habe ein kleines Problem mit meiner Kaffeemaschine (Philips Senseo mit einem Heizstab aus Kupfer, wenn ich das richtig mitbekommen habe). Besser gesagt, ich habe ein Problem mit dem grünen Wasser, das herauskam, nachdem ich die Senseo mit Essigessenzlösung, verdünnt mit Wasser, entkalkte..
Nach einigen Recherchen habe ich nun herausgefunden, dass ich großen Mist gebaut habe und das schöne Teil wohl doch besser mit Zitronensäure (oder Vitamin C??) hätte entkalken sollen. Mir wurde erzählt, dass die Essigessenzlösung das Kupfer der Heizspirale angegriffen hätte und dass sich dadurch Kupferacetat (oder Grünspan?) gebildet hätte. Weiter fand ich heraus, dass ebendieser hochgiftig sei.. Nun habe ich die Maschine einige Male mit klarem Wasser durchgespült und mittlerweile kommt kein grünes Wasser mehr. Ich habe mich auch schon getraut, zwei mal ihren Kaffee zu trinken und bis auf (hoffentlich eingebildete) Übelkeit und einen leicht abführenden Effekt konnte ich nichts feststellen..
Je länger ich jedoch forsche und lese desto beunruhigter bin ich und stehe nun fast davor, mir einfach eine neue Kaffeemaschine zu holen.

Daher habe ich mich sehr gefreut, einen Chemie-Fachmann online zu finden!!
Ich hoffe wirklich sehr, dass Sie mir weiterhelfen können. Ich möchte mich oder meine Freunde auf gar keinen Fall irgendeiner Gefahr aussetzen mit dem Kaffee. Ist Grünspan wirklich so gefährlich?? Woran bemerkt man eine Vergiftung? Oder versagen einfach irgendwann die Organe wie Nieren, Leber usw.? Reicht eine Durchspülung der Kaffeemaschine mit reichlich Wasser oder sollte ich doch Zitronensäure, also Entkalkertütchen besorgen um das schöne Teil wieder richtig rein zu bekommen??
Ich mache mir wirklich große Sorgen und würde mich über eine Antwort sehr freuen!!


A: Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen. Kupfer ist mindergiftig und führt nur in großen Konzentrationen zu Vergiftungen. Meistens brechen Sie vorher schon alles heraus. Schüler haben früher etwas Kupfersulfat dabei gehabt, wenn es galt, eine Klassenarbeit zu schreiben. Man konnte (wenn man mal nicht weiter wusste) sich effektvoll auf das Heft erbrechen… Kupfer ist übrigens ein für Sie wichtiges Spurenelement.

Wenn Sie die Maschine vor dem Kaffeezubereiten einmal gut durchgespült haben, ist alles beseitigt. Denken Sie daran, dass heute fast alle Wasserleitungen in Häusern aus Kupfer gemacht werden.

Und wussten Sie, dass es sogar einen zugelassenen kupferhaltigen Lebensmittelfarbstoff gibt, mit dem man Gemüse grün färbt? Es handelt sich um Chlorophyllin. Früher haben die Mütter ihren Töchtern in den neuen Hausstand eine Kupferscheibe mitgegeben, die in den Topf mit zu kochendem Gemüse gelegt wurde.


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F: Mir ist beim Ausschrauben eine Energiesparlampe zerbrochen. Dabei habe ich auch einiges an die Hand bekommen. Ich habe mir zwar gleich die Hände mit Wasser und Seife gewaschen. Nun mache ich mir aber Sorgen wegen des Quecksilbers. In welcher Form ist das Quecksilber in den Lampen enthalten? Kann das durch die Haut in den Körper gelangen?


A: Grundsätzlich haben Sie richtig reagiert, indem Sie die Hände gleich gewaschen haben.
Denn in den Lampen, die nichts anderes als kleine Gasentladungslampen („Neonröhren“) sind, ist metallisches Quecksilber (Hg) enthalten. Beim Betrieb der Lampe verdampft es; seine Atome werden zur Emission von Strahlung angeregt. Der UV-Anteil wird durch die Pigmente der Hülle in sichtbares Licht umgewandelt.

Die Hg-Konzentration ist zwar scheinbar gering, etwa 1,5 bis maximal 5 mg pro Birne. In der kalten Lampe ist Hg flüssig. Beim Zerbrechen wird man die Reste zusammenfegen und zum größten Teil entsorgen können.
Wird eine Lampe während des Betriebs zerstört, sieht das schon anders aus: Dann liegt Hg als Dampf vor, der überall im Raum kondensiert. Das abgelagerte Quecksilber kann nach und nach verdampfen. Zwar ist der Dampfdruck sehr gering, damit jedoch wird der Verdampfungsvorgang lange anhalten; das Quecksilber kann seine schädigende Wirkung ausüben. (Klicke hier.) Das immer erwähnte „kurzzeitige Lüften“ nach dem Glasbruch kann man getrost vergessen…

Sie haben selbst erkannt, dass wir den Teufel „Energiesparen“ mit dem Beelzebub „Quecksilberbelastung“ ausgetrieben haben. Deshalb halte ich von diesen Lampen gar nichts.

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Letzte Überarbeitung: 28. Januar 2008, Dagmar Wiechoczek