Im Geschiebe von Eiszeitgletschern oder in Fluss-Sedimenten liegen oftmals weiße, glatte, rund geschliffene Steine herum, die Kieselsteine. Mit denen sollte man sich ruhig mal im Chemieunterricht beschäftigen. Bild 1: Kieselsteine
Silicium ist ein Element der 4. Hauptgruppe („Tetrele“) und deshalb verwandt mit dem Kohlenstoff. Kieselsteine bestehen aus dem Oxid des Siliciums, Siliciumdioxid. Dessen Formel SiO2 kennen wir vom Quarz. Kieselsteine müssen also aus Quarz bestehen. Ausgangsmaterial für die Kieselsteine waren im Allgemeinen aber nicht die schönen, glasklaren Bergkristalle, sondern grobe Quarzschichten („Gänge“), die sich vor allem beim Erstarren von Ergussgesteinen bildeten. Nur selten entdeckt man einen Kieselstein, der eine Bergkristalldruse enthält. Klick mich an! Bild 2: Bergkristalldruse in einem Kieselstein. Die Druse ist nur 0,5 cm breit. Es lohnt sich also bei vielen Sachen, genau hinzusehen
Bild 3: Zerbrochener Kieselstein
Zur Benennung der Oxide noch eine Anmerkung: SiO2 ist genauso wenig Kieselsäure, wie CO2 Kohlensäure ist. Wie die „richtige“ Kohlensäure (H2CO3), gibt es auch eine „richtige“ Kieselsäure mit der Formel H2SiO3. (Man kennt allerdings verschiedene Formen von Kieselsäuren, wie z. B. H4SiO4. Wichtig sind vor allem polymere Kieselsäuren, auf denen die Vielzahl an verschiedenen Silicaten beruht.)
Die Zersetzung von Kalkstein lässt sich durch die folgende Reaktionsgleichung beschreiben: (1) CaCO3 (unlöslich) + 2 HCl > CaCl2 (löslich) + H2O + CO2 (gasförmig)
A Kieselsteine sind gegenüber Säuren stabil
(2) SiO2 (fest) + 2 H2F2 > SiF4 (gasförmig) + 2 H2O Da Flusssäure sehr giftig ist, muss man sie während des Versuchs simultan selber herstellen. Das macht man, indem man Flussspat (Calciumfluorid CaF2) mit konzentrierter Schwefelsäure zersetzt: (3) CaF2 + H2SO4 > CaSO4 + H2F2 (gasförmig) Das macht man in einem Bleitiegel. Blei ist stabil gegen Schwefelsäure, da es sich mit einem schützenden Belag von Bleisulfat PbSO4 überzieht. Es handelt sich um einen Spezialfall von Passivierung, welche wir vom Aluminium her kennen. Silicium-Tetrafluorid reagiert mit Wasser unter Bildung von farbloser, fester Kieselsäure: (4) SiF4 (gasförmig) + 4 H2O > H4SiO4 (schwerlöslich) + 2 H2F2 (gasförmig) Man kann somit SiF4 (und folglich indirekt auch SiO2) nachweisen, indem man einen feuchten, schwarzen Gegenstand wie raues Papier oder Stoff in den Dampfraum über der Reaktionsmischung hängt. Im positiven Fall beobachtet man auf dem dunklen Material das Entstehen eines weißen Belags. Dafür gibt es Bleitiegel, die einen Deckel mit einer kleinen Bohrung haben, durch die die Gase auf das angefeuchtete schwarze Nachweispapier strömen.
Da Glas Silicate enthält, kann man auch Glas mit Flusssäure ätzen. Das spielt in der Glasindustrie bei der Herstellung von Mattglas eine gewisse Rolle. B Kieselsteine werden durch starke Laugen angegriffen
Eine genauere Versuchsvorschrift findet man hier. Beim Ätzen mit Alkalien entstehen verschiedene Salze der Kieselsäure, Silicate. Beispiel: (5) SiO2 + 2 KOH > K2H2SiO4 Die Lösung entsprechender Natriumsalze kennt man unter der Bezeichnung Wasserglas. Durch Ansäuern kann man daraus wieder Kieselsäure herstellen (-> Versuch). Diese ist jedoch äußerst instabil und zerfällt rasch unter Freisetzung von SiO2. (6a) K2H2SiO4 + 2 HCl > 2 KCl + H4SiO4 (6b) H4SiO4 > 2 H2O + SiO2 Damit ähnelt die Kieselsäure der Kohlensäure, die als freie Säure bekanntlich CO2 entwickelt. Anders als bei der Kohlensäure ist bei der Kieselsäure die Reaktion nicht umkehrbar.
Es handelt sich hierbei nicht um zündfähige Funken, sondern um eine Art von Lumineszenz. Man spricht in diesem Fall von Deformationslumineszenz. Wie man mit Kieselsteinen bzw. mit deren Verwandten, den Feuersteinen, wie in der Steinzeit richtig Feuer machen kann, erklären wir auf einer besonderen Webseite. Der merkwürdige Geruch, der beim Zusammenschlagen von Kieselsteinen auftritt, beruht auf ungesättigten Siliciumverbindungen und deren Reaktionen.
Rüdiger Blume
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