Ohne Ethen gibt es keine reifen Bananen -
und auch keine blühenden Bromelien
Experimente:
Versuch: Ethen als Reifungsgas
Viele Leute beklagen, dass ihre Bromelien nach dem ersten Blühen überhaupt nicht
mehr zum erneuten Blühen zu bewegen seien. Im Internet bekommt man dazu den Tipp, dass man doch einen
Apfel oder eine Banane daneben legen solle; dann würden die Bromelien bald anfangen, Blüten zu
entwickeln.
Was haben Äpfel und Bananen mit Bromelien zu tun? Können wir das erklären? Hängt das damit zusammen, dass man Äpfel und Bananen nicht in einen Obstkorb packen soll?
Zur Lösung des Problems gibt es Hinweise aus der Lebensmitteltechnologie.
Wie Früchte chemisch künstlich gereift werden
Bananen, Avocados, Ananas und Tomaten (sowie vieles andere mehr) kommen heutzutage von weither.
Sie werden unreif, ja grün gepflückt. Damit kann man sie besser transportieren, und sie sind auch
vor Schimmelpilzbefall geschützt. Um sie dann zum Verkauf appetitlich farbig zu präsentieren,
werden sie mit Ethen begast und so künstlich gereift. So wird selbst die grüne
Banane gelb und die Tomate rot. Damit gehen aber leider nicht die Geschmacksveränderungen einher,
die typisch sind für reife Früchte. So kommt es, dass Bananen, die wir im Supermarkt kaufen, der
Farbe nach äußerlich reif sind, ihr Fruchtfleisch aber „grün“ schmeckt.
Bild 1: Ananaspflanze (Madagaskar; Foto: Daggi)
Ananas wird mit Ethen nicht nur gereift, sondern auch zur Blütenbildung angeregt. Damit wären wir bei der Bromelie... Man muss wissen, dass Bromelien zu den Ananasgewächsen gehören.
Nun zum wissenschaftlichen Hintergrund für den Blühtipp
Viele reifende Früchte setzen eines der wichtigsten Pflanzenhormone frei. Das ist
gasförmig und heißt - Ethen! (In Gärtnerkreisen bedient man
sich meist der veralteten Bezeichnung Ethylen.) Dieses Ethen steuert den
Reifungsprozess.
Wie die Pflanzen Ethen bilden
Ethen ist ein „Abfallprodukt“ des Aminosäurestoffwechsels. Hier geht es um die Aminosäure
Methionin, die viele auch aus der Genetik kennen: Das Codon für N-Formyl-Methionin
ist das Interpunktionszeichen der Gene.
Zunächst wird Methionin unter Mitwirkung von ATP und Pyridoxalphosphat (Vitamin B6) in einem mehrstufigen Prozess zu 1-Amino-cyclopropan-1-carbonsäure umgewandelt. Diese atypische Aminosäure wird oxidiert, wobei unter anderem Ethen entsteht.
Bild 2: Bildung von Ethen in Pflanzen
Wie Ethen in Pflanzen wirkt
Ethen erhöht die Permeabilität der Zellwände und sorgt für einen Anstieg der Atmung, was sich
in einem deutlich erhöhten Sauerstoffbedarf äußert. Genau genommen fördert Ethen die Stoffwechselaktivität
von oxidativen Prozessen (Aktivierung von Katalase,
Peroxidasen und Oxidasen) sowie von hydrolytischen Reaktionen (Amylase).
Die Katalase z. B. ist ein Enzym, das man nicht nur in menschlichem Blut, sondern auch in der Banane
nachweisen kann.
Deshalb sollte man Bananen und reifere Äpfel tunlichst nicht nebeneinander in einer Obstschale aufbewahren. Innerhalb kürzester Zeit werden die Bananen wegen des Apfel-Ethens fleckig und überreif. Die Fleckenbildung liegt an der ziemlich aktiven Phenoloxidase.
Bild 3 (Foto: Blume)
Die Beschleunigung der Reifung durch Ethen kann man anhand eines Versuchs beobachten.
Last but not least
Unsere Bromelien blühen seltsamerweise auch ohne die Anwesenheit von Äpfeln
oder Bananen. Wir stellen die Pflanzen nur in den Garten an ein halbschattiges Plätzchen (zum Beispiel
unter einen Hibiskusbusch) und vergessen sie. Nach dem Hereinholen im Spätherbst fangen sie in der
prallen Sonne eines Südfensters an zu blühen...
Wichtig ist wohl vor allem, dass man nach dem Blühen die Triebe mit den alten Blüten komplett ausschneidet - auch wenn es einem Leid tut, weil sie noch so schön grün sind. Das gibt den neuen Trieben die Chance zur Blütenbildung.
Bild 4: Unsere Bromelien blühen schon das dritte Jahr in Folge
(Foto: Bume)
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