Kochsalz - mehr als nur ein Würzmittel
Physiologisches um das Kochsalz

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Alle Lebewesen stammen letztlich aus dem Meer. Das macht sich auch im Wassergehalt des Gewebes und in der Abhängigkeit von Mineralstoffen bemerkbar.

Tiere benötigen das Salz genauso wie wir. Förster und Bauern sorgen dafür, dass zumindest die Tiere ausreichend davon aufnehmen, indem sie Salzlecksteine in die Landschaft oder auf die Weiden stellen. Das folgende Bild zeigt einen solchen Leckstein von der Schwäbischen Alb. Bemerkenswerterweise handelt es sich offenbar um einen natürlichen Brocken ziemlich reinen, glasklaren Salzes, der frisch aus dem Bergwerk stammt und sogar noch NaCl-Würfel zeigt.

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Salzleckstein aus reinem Kristallsalzbrocken.
Man beachte die korrodierten Nägel (Foto: Blume)


In unserem Körper sind rund 170 g Natriumchlorid enthalten. Tagesbedarf und Ausscheidung halten sich die Waage und betragen etwa 10-15 g. Diese Werte hängen allerdings stark von den Lebensbedingungen ab und unterliegen starken Schwankungen: Haben wir geschwitzt? Oder stark gesalzene Speisen gegessen? Ist unser Hormonstoffwechsel in Ordnung? Funktioniert die Niere?

Kochsalz muss schon aus einem Grunde für uns wichtig sein: Salzig ist eine unserer wichtigen Geschmacksempfindungen. Allerdings müssen beide Ionen des Kochsalzes zusammen vorliegen, um richtig salzig zu schmecken. Kaliumchlorid zum Beispiel schmeckt eher säuerlich bitter.

Speisesalz ist mengenmäßig unser am meisten genutztes Würzmittel - auch wenn vom insgesamt geförderten Kochsalz kaum 5 % in der Küche oder in Lebensmitteln landen.

Hinzu kommt, dass die Ionen des Kochsalzes auch wichtige Geschmackverstärker sind. Das liegt daran, dass Kochsalz neurophysiologisch hochwirksam ist. Natrium-Ionen sind nämlich zusammen mit Kalium-Ionen für die Funktion der Nerven wichtig. Die Natrium-Ionen befinden sich eher im Extrazellulärraum, die Kalium-Ionen im Zellinnern. Ein ausgefeilter Transportmechanismus im Sinne einer Ionenpumpe sorgt für die Aufrechterhaltung dieses potentialbildenden Ungleichgewichts. Dazu ist viel Energie in Form von ATP notwendig. Das Gleiche finden wir auch bei den Muskelfibrillen, so dass Natrium auch für die Muskelfunktion unerlässlich ist.

Weiter regelt Kochsalz den osmotischen Druck von Blut und Harn. Eine 0,9%ige Kochsalzlösung ist Lösemittel für Medikamente, die gespritzt oder anderweitig intravenös zugeführt werden müssen. Sie hat den gleichen osmotischen Druck wie das Blut. Deshalb kommt es bei ihrer Zuführung nicht zu einem osmotischen Schock, unter dem zum Beispiel die Blutzellen platzen können.

Allerdings steigert eine zu große Aufnahme von Kochsalz den Blutdruck. Deshalb ist es für Hypertoniker wichtig zu wissen, wie viel Salz sie aufnehmen. Das gilt vor allem für verstecktes Salz, das in vielen Speisen enthalten ist, zum Beispiel in Brot, Schnittkäse oder Speisewürzen wie Maggi®. (Allerdings ist die Hypothese der schädlichen Wirkung von NaCl auf Hypertoniker umstritten.)

Natrium-Ionen werden von der Niere auch wieder resorbiert. Da dies im Austausch gegen Ammonium-Ionen geschieht, unterstützt Kochsalz die Ausscheidung des in großen Mengen toxischen Ammoniums.

Weiter liefert NaCl die Chlorid-Ionen für die Salzsäurebildung im Magen. Klicke hier.

Chlorid-Ionen sind auch wichtig für den Transport von Hydrogencarbonat im Blut. Klicke hier.


Salz hilft gegen Schnupfen
Bei beginnendem Schnupfen und auch, wenn der einen schon befallen hat, hilft 0,9%iges Salzwasser, das man sich in die Nase "schnauft" oder tropft. Selbst die Chefärzte von HNO-Kliniken schwören darauf. Man sollte die Lösung vorm Einschnaufen etwas anwärmen.


Salz in der Nahrung
Kochsalz ist wie beschrieben sehr wichtig. Wo bekommen wir es her? Pflanzen enthalten davon wenig, denn für sie ist das Kalium typischer Bestandteil. Veganer, also Leute, die nur pflanzliche Kost zu sich nehmen, leben deshalb zu natriumarm und müssen auf ausreichende Kochsalzzufuhr achten.
Tierische Kost dagegen enthält mehr Natrium, ist also letztlich gesünder. Zuviel Fleisch ist aber auch nicht gesund. Wir sehen, dass eine ausgewogene Ernährung vonnöten ist - und dazu gehört, dass man seine Speisen in Grenzen salzen muss.


Welches Salz soll man zu sich nehmen?
Raffiniertes Salz (zum Beispiel Spülmaschinensalz) ist eigentlich zu rein und enthält nur Natriumchlorid. Man sollte es nur zum Regenerieren von Geschirrspülmaschinen nehmen. Dagegen enthält Meersalz, das in den Salzgärten gewonnen wird, neben Magnesium, Calcium und Kalium für uns wichtige Spurenelemente wie Eisen, Zink und Kupfer. Weiter sollte man auf Jodierung und Fluoridierung achten.
Himalaya-Salz muss es ja nicht gleich sein...
Für Leute wie die Hypertoniker, die natriumarm leben müssen, gibt es salzig schmeckende Ersatzstoffe, die so genannten Diätsalze.


Schon lange bekannt: Ohne Salz kein Leben
Lassen wir zum Schluss den Professor und Apotheker Friedrich Hoffmann aus Halle zu Worte kommen. In seinem Werk von 1708 beschreibt er erstaunlich modern, was Salz auch heute noch für uns bedeutet:

Unter den dreyen Reichen/darein die Natur-Kündiger die Cörper eingetheilet/ ist der Mensch die edelste Creatur und gleichsam der König der Thiere; unter den Pflantzen der Weinstock; unter den Mineralien hat man davor gehalten/ dass es das Gold sey. Allein wenn man die Sache gar genau untersuchet und einsiehet/ so findet sich zwar wol/ dass das Gold an und vor sich selbsten das edelste Metall/ und wegen seiner rarität sehr hoch zu achten/ und also zu Commercien das bequemste sey. Wenn man aber dessen Krafft/ Nutzen und Wirckung betrachtet/ so ist dieselbe/ was des menschlichen Cörpers Erhaltung und Gesundheit betrifft/ gar keine oder sehr geringe. Denn alle diejenigen/ welche so ein Miracul aus dem Golde machen in Stärckung der Natur/ und zu Erlangung der Gesundheit/ verstehen des Goldes und menschlichen Cörpers Wesen und Natur gar nicht. Meines Erachtens aber/ so halte ich unter denen Mineralien vor allen das edelste Geschöpff/ das gemeine Saltz/ weil es unter allen unterirdischen Cörpern den meisten Nutzen schaffet/ der zur Erhaltung/ Leben/ Gesundheit der Menschen und Viehe/ auch Daurung anderer verderblichen Dinge sehr groß ist. [1]

Nun gut, es fehlt in diesem Text jeglicher Hinweis auf die technische Bedeutung des Salzes, wie wir sie heute kennen. Die spielte zu Hoffmanns Zeiten aber sowieso keinerlei Rolle, dazu war Salz damals als Weißes Gold zu teuer. Eines muss aber deutlich gesagt werden: Wir könnten im Notfall gut auf den technischen Einsatzes von Salz zu modernen Zwecken verzichten, jedoch niemals auf ausreichende Salzversorgung unseres Körpers!


Literatur
[1] Friedrich Hoffmanns Kurtze doch gründliche Beschreibung des Saltz-Wercks in Halle; in Verlegung des Waysen-Hauses, Halle MDCCVII. (Als Reprint 1990 herausgegeben von der Gesellschaft für Umwelt- und Wirtschaftsgeologie mbH Berlin, Invalidenstraße 44, Berlin.)


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Letzte Überarbeitung: 13. Juli 2009, Dagmar Wiechoczek