Kochsalz als Grundchemikalie

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Natriumchlorid ist eine der bedeutendsten Massenchemikalien. Es wird im Umfang weltweit von etwa 260 Millionen Jahrestonnen gefördert. In Deutschland beträgt die Produktion etwa 20 Millionen Jahrestonnen.


Warum ist Kochsalz für den Menschen so wichtig?
- Kochsalz ist ein wichtiges Würzmittel für Speisen.
- Kochsalz ist physiologisch hochwirksam.
- Kochsalz ist ein wichtiges Konservierungsmittel für Lebensmittel.
- Kochsalz ist eine der wichtigsten Grundchemikalien.


Kochsalz und chemische Industrie
Technisch dient Kochsalz in erster Linie zur Herstellung von metallischem Natrium, Chlor, Natronlauge und Wasserstoff als Koppelprodukte. Dabei bedient man sich der Elektrolyse. Es sind verschiedene Verfahren zu unterscheiden:

1. Schmelzflusselektrolyse von Kochsalz

2. Elektrolyse von wässrigen Natriumchloridlösungen

- Amalgamverfahren

- Membranverfahren

Das bei allen Elektrolyseverfahren entstehende Chlor war zunächst Abfallprodukt, das sogar zu Kriegszwecken missbraucht wurde. Chlor spielt heute aber eine wichtige Rolle als Industriechemikalie, die weit über die eines Bestandteils von Polyvinylchlorid (PVC) hinausgeht.
Aus Chlor und Wasserstoff gewinnt man Salzsäure.
Mit Chlor werden vor allem in der Organischen Chemie Übergangsverbindungen z. B. bei Substitutions-Reaktionen an Aromaten hergestellt. Aber auch zur Synthese von Polyestern wie PET oder Polycarbonat sowie von Polyamiden wie Kevlar benötigt man chlorierte Zwischenverbindungen.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Lösemittelproduktion. Seine Rolle wird wegen der Bildung von Dioxinen, die bei vielen (vor allem auch unfallbedingten) Reaktionen möglich ist, kontrovers diskutiert ("Chlorfreie Chemie"). So hat man wenigstens schon auf die Herstellung vieler chlorhaltiger Pestizide verzichtet.

Aus Kochsalz gewinnt man weiter mit Hilfe des eleganten Solvay-Verfahrens die wichtige Industriechemikalie Soda, Natriumcarbonat. Was wären die Glasherstellung oder die Waschmittelindustrie ohne Soda? (Auch das veraltete Verfahren nach Leblanc ging letztlich vom Kochsalz aus.)

Weiter ist Kochsalz Ausgangsstoff für die Synthese von wichtigen Stoffen wie Borax Na2B4O7 sowie Glaubersalz (Na2SO4). Auch diese dienen vor allem zur Herstellung von Waschmitteln, aber auch von Glas.

Auch kann man mit Natriumchlorid herstellen. In diesem Zusammenhang ist auch die Verwendung von Salz in der Keramikindustrie zu erwähnen. Das betrifft vor allem die Glasuren mit Salzbrand. Mit dem Salz wandelt man den Quarz in besser haftende Natriumsilicate um, die wir auch unter der Bezeichnung Wasserglas (Na2SiO3) kennen.

Eine unrühmliche Rolle spielte NaCl bei der Kupfergewinnung nach der Methode des chlorierenden Röstens.

Dazu kommen noch für uns bedeutsame Mischungseffekte zwischen Wasser und Salz, also die Eigenschaften von Salzlösungen. Darauf beruht letztlich auch der Einsatz von großen Salzmengen zur Herstellung von Kühlmischungen sowie als Streusalz oder Auftausalz beim Winterdienst.

Mit Salz lassen sich Stoffe aus ihren wässrigen Lösungen aussalzen. Beim Aussalzen geht es letztlich um die Konkurrenz um Hydrathüllen-Wasser. Klicke hier. Das wendet man an, um Stoffe aus wässrigen Lösungen abzutrennen. In der Färberei unterstützt man auf diese Weise die Fixierung von Farbstoffen auf die Faser. Aber auch Gase wie CO2 können so ausgetrieben werden.

In der Gerberei wird ebenfalls viel Salz benötigt. Im Prinzip läuft beim Salzen von frisch abgezogenem Pelz das gleiche ab wie beim Pökeln.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Kochsalz negative Auswirkungen auf unedle Metalle hat. Es ist nämlich ein ganz hervorragender Korrosionsförderer, vor allem für Eisen, Aluminium und Titan. Das ist der Nachteil des Winterdienstes: Damit die Autos nicht rutschen, rosten sie.

Reinstes Kochsalz spielt eine wichtige Rolle als Prismen-, Linsen-, Fenster- und Küvettenmaterial für Infrarot-optische Geräte, da es kaum Infrarotstrahlung absorbiert.

Das hat aber den Nachteil, dass man die IR-Geräte immer absolut trocken halten muss - zum Beispiel durch Dauerheizung. Man muss vor allem aufpassen, dass Flüssigkeiten, die man in die NaCl-Küvetten füllt, absolut wasserfrei sein müssen. Ansonsten werden sie augenblicklich trüb und unbrauchbar.


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Letzte Überarbeitung: 11. August 2010, Dagmar Wiechoczek