Stofftrennung

Wenn Stoffe in Gemischen vorliegen, können diese Gemische aufgrund der unterschiedlichen Eigenschaften der Stoffe wieder in ihre Einzelbestandteile (Stoffkomponenten) oder in Stoffgruppen ähnlicher Eigenschaften getrennt werden. Solche Trennverfahren werden auch im Haushalt ausgeführt. Nachdem Du in diesem Abschnitt verschiedene Trennverfahren kennengelernt hast, werden am Schluss komplexere Gemische durch Kombination verschiedener Verfahren getrennt.


Manuelles Sortieren
Wenn die einzelnen Komponenten groß genug sind, können sie durch manuelles Sortieren (Auslesen) voneinander getrennt werden.

Versuch:
Untersuchen eines Rohrreinigers


Magnetisches Sortieren
Mit Hilfe eines Magneten können solche Stoffe aus einem Gemisch entfernt werden, die vom Magneten angezogen werden. So werden z. B. Eisenteile aus dem Hausmüll in Müllverwertungsanlagen mit einem großen Magneten vom restlichen Müll getrennt.

Versuch:
Magnetisches Sortieren von 2-Pfennig-Münzen


Sieben
Durch ein Sieb werden die Bestandteile eines Gemisches aufgefangen, die die Löcher des Siebes nicht passieren können. Das kennst Du bestimmt noch aus dem Sandkasten. Während der Sand das Sieb passiert, werden die Steine aufgefangen. Im Haushalt werden häufig Küchensiebe, Teesiebe oder Durchschläge benutzt. Wer Dieselkraftstoff in Metallkanistern aufbewahrt, verwendet zum Einfüllen des Kraftstoffs in den Tank in der Regel einen Trichter mit einem integrierten Sieb. Dieses soll abgesplitterten Lack oder Rost aus dem Kanister vom Benzin trennen. In der Chemie gibt es sogar Siebe, die Stoffe unterschiedlicher Molekülgröße trennen (Molekularsiebe).


Filtrieren
Wenn ein Sieb zum Trennen eines Stoffgemisches nicht ausreicht, werden Filterpapiere benutzt. Beim Tee- oder Kaffeekochen verwendet man Tee- bzw. Kaffeefilter. Der Fruchtsaft gekochter Früchten, der zu Gelee weiterverarbeitet werden soll, wird häufig durch ein Leinentuch gepresst und auf diese Weise filtriert. In Autos und Motorrädern befindet sich in der Benzinleitung ein Benzinfilter, der den Motor vor Verunreinigungen im Benzin schützen soll.


Sedimentieren und Dekantieren
Aufgrund einer größeren Dichte setzten sich Stoffe in einer Flüssigkeit, in der sie sich nicht lösen lassen, am Boden des Gefäßes ab (sedimentieren). Dies ist z. B. beim Fruchtfleisch von Fruchtsäften oder bei der Hefe in Weizenbier der Fall. Durch Abgießen der überstehenden Lösung (Dekantieren) kann die Flüssigkeit vom Sediment getrennt werden. In den angegebenen Beispielen ist dies jedoch nicht wünschenswert. Bei Weinen wird das Dekantieren jedoch als Trennmethode vollzogen. Da in gelagerten Weinflaschen verschiedene Stoffe, wie z. B. Weinstein oder restliche Traubenbestandteile sedimentieren können, werden diese durch Dekantieren des Weins in einen Weinkrug oder eine Weinkaraffe abgetrennt.



Zentrifugieren

Während beim Sedimentieren nur die Erdanziehungskraft (Erdbeschleunigung) auf die Bestandteile des Gemisches wirkt, wird das Gemisch beim Zentrifugieren so stark beschleunigt, dass eine viel höhere Kraft wirkt. Diesen Vorgang kennst Du vielleicht von einem Entsafter für Obst oder vom Schleudergang einer Waschmaschine. Beides verbindet jedoch den Vorgang des Zentrifugierens mit dem des Siebens, da das Fruchtfleisch im Entsafter und die Wäsche in der Maschine durch ein Sieb (bzw. die Wäschetrommel) aufgefangen werden.

Versuch:
Einfaches Zentrifugieren einer Lösung von Gartenerde

Verdampfen und Destillieren

Wenn Stoffe in Flüssigkeiten gelöst sind, können sie durch Verdampfen der Flüssigkeit von dieser getrennt werden. Bei Schneefall beobachtet man manchmal auf den Schuhen weiße, glänzende Flecken, wenn das Leder am nächsten Morgen getrocknet ist. Diese bestehen aus Streusalz, welches durch den Schneematsch der Straßen auf die Schuhe gelangt ist. Durch Trocknen, also das Verdampfen des Wassers, kommt der Feststoff (das Salz) zum Vorschein.
Beim Destillieren wird die Lösung der Stoffe in einer geschlossenen Apparatur bis zum Sieden erhitzt. Der Stoff mit dem geringsten Siedepunkt verdampft und kondensiert in einem Kühler, der z. B. mit Leitungswasser gekühlt wird. So lässt sich auch der verdampfte Stoff zurückgewinnen. Die kondensierte Flüssigkeit wird als Destillat bezeichnet. Man erhält bei der Destillation von Rotwein ein klares Destillat aus hochprozentigem Alkohol (Branntwein), während in der Vorlage Wasser und Farbstoffe zurückbleiben.

Versuche:
Züchten von Zuckerkristallen
Kristallisation von Magnesiumsulfat
Züchten von Einzelkristallen
Reaktion von Säuren mit unedlen Metallen
Fraktionierte Destillation von Erdöl
Trockene Destillation von Holz und Nachweis der Kondensat-Bestandteile
Modellversuch zur Kohleentgasung und Nachweis von Aromaten im Kondensat


Trennen durch Sublimation
Wenn sich in einem Stoffgemisch aus Feststoffen ein Stoff befindet, der die Eigenschaft zum Sublimieren besitzt, kann dieser durch vorsichtiges Erwärmen und anschließendes Resublimieren vom Gemisch getrennt werden.


Lösen und Extrahieren
Unterschiedliche feste und flüssige Stoffe lösen sich unterschiedlich gut in Flüssigkeiten. So zeigen die Aromastoffe aus Kaffee eine gute Löslichkeit in heißem Wasser, während die pflanzlichen Bestandteile des Kaffees (Kaffeesatz) sich nicht im Wasser lösen. Eine solche Stofftrennung, die auf der unterschiedlichen Löslichkeit von Stoffen basiert, heißt Extraktion.
Auch Gase können sich in Wasser lösen, wie z. B. in Mineralwässern, die inzwischen durch Mineralwasserzubereiter auch zuhause hergestellt werden können. Hierbei wird unter großem Druck Kohlendioxidgas aus einer Druckgasflasche in das Leitungswasser gepresst.
Die Temperatur des Lösungsmittels spielt beim Lösevorgang ebenfalls eine Rolle. So lösen sich z. B. Gase in der Regel besser in kaltem Wasser. Wenn man ein solches Gas-Wasser-Gemisch erwärmt, wird das Gas wieder ausgetrieben.

Versuche:
Temperaturabhängige Extraktion von Tee
Gewinnen von Zucker aus Zuckerrüben
Gewinnen von Pflanzenöl durch Kalt-Extraktion
Gewinnen von Pflanzenöl durch Heiß-Extraktion


Adsorbieren
Manche Stoffe haben die Eigenschaft an bestimmten Materialien gut zu haften. So bleibt z. B. Zigarettenrauch an Gardinen haften und macht diese mit der Zeit gelb. Man kann die Bestandteile des Rauchs auch am Gardinenstoff riechen. Dieser Vorgang heißt Adsorption. Kohletabletten, die gegen bakteriell ausgelösten Durchfall helfen, bestehen aus Aktivkohle, einem besonders guten Adsorptionsmittel. Es wirkt wie die Gardine im ersten Beispiel und adsorbiert die Bakterien und deren toxische (giftige) Stoffwechselprodukte im Darm, so dass diese mit der Aktivkohle ausgeschieden werden können. Auf diese Weise bleiben nur Wasser und Elektrolyte (Salze) im Darm zurück, der sich anschließend regenerieren (erholen) kann.
Aktivkohle hat ähnlich einem Schwamm sehr viele Poren in den unterschiedlichsten Formen. Die Wände dieser Poren ergeben zusammen eine besonders große Oberfläche, an der Schmutzteilchen oder andere Stoffe hängen bleiben (adsorbiert werden) können. So kann durch Ausschütteln mit Aktivkohle sogar Kaffee wieder in eine klare Flüssigkeit überführt werden.

Versuch:
Reinigen von ölverschmutztem Wasser mit Adsorptionsmitteln


Chromatographieren
Dieses Wort kommt von den beiden griechischen Wörtern chroma: Farbe und graphein: schreiben. Mit Hilfe der Chromatographie können z. B. Farbstoffe aus Filzstiften getrennt werden. Die Filzstiftfarben werden auf ein Papier aufgetragen und dieses in eine Flüssigkeit (z. B. Wasser) gestellt, so dass die Farbpunkte nicht in die Flüssigkeit tauchen sondern darüber stehen. Die Flüssigkeit beginnt langsam von unten nach oben durch das Papier zu wandern. Hierfür sind die Kapillarkräfte verantwortlich. Dieses Phänomen kennst Du vielleicht von einem Schwamm, der sich langsam voll saugt. Wenn die Filzstiftfarben in der Flüssigkeit löslich sind, beginnen sie ebenfalls mit zum oberen Papierrand zu wandern. Sie tun dies in der Regel aber nicht so schnell, wie die Flüssigkeit, da sie trotzdem am Papier haften, also vom Papier adsorbiert werden. Wenn eine solche Filzstiftfarbe aus mehreren Farbstoffen gemischt ist, können die einzelnen Farbkomponenten ebenfalls sichtbar werden, denn auch sie lösen sich unterschiedlich gut in der Flüssigkeit und werden unterschiedlich stark vom Papier adsorbiert. So werden die einzelnen Farbstoffe der Filzstiftfarbe sichtbar getrennt. Ein solches Verfahren heißt Papierchromatographie, da das Trägermaterial aus Papier besteht.
Wenn eine Folie mit einer weißen, adsorptionsfähigen Schicht als Trägermaterial verwendet wird, heißt dies Dünnschichtchromatographie. Mit beiden Verfahren können auch nichtfarbige Stoffgemische, wie z. B. Inhaltsstoffe von Gewürzen aufgetrennt werden. Das Trägermaterial wird dann mit einem Reagenz besprüht, das mit den aufgetrennten Stoffen eine Farbreaktion eingeht und so die einzelnen Bestandteile sichtbar macht.

Versuche:
Chromatographisches Trennen von Filzstiftfarben
Dünnschichtchromatographie von Inhaltsstoffen in Gewürzen


Kombination verschiedener Trennverfahren
Komplexe Stoffgemische, deren Komponenten unterschiedliche Eigenschaften besitzen, können durch Kombination verschiedener Trennverfahren voneinander getrennt werden.

Versuche:
Reinigung von verschmutztem Wasser
Untersuchen von Coca-Cola
Dünnschichtchromatographie von Inhaltsstoffen in Gewürzen


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Letzte Überarbeitung: 30. Januar 2012, Dagmar Wiechoczek